Zigaretten zum Kaffee, abends ein Joint, Fußball mit Freunden, nostalgische Gefühle beim Gedanken an Sex. Detlef Kuhlbrodt sucht das Glück im Beiläufigen. Er nennt sich Dokumentarist, schaut zu, hört hin, erinnert sich. Beobachtet das Müssen und Wollen, das der anderen und das eigene. Dann schreibt er Sätze von kaurismäkihafter Poesie über die Dinge, mit denen wir uns umgeben, über selbstgebaute Ängste, unverzichtbare Laster, die ganze fragile Existenz. Über die Höhepunkte westdeutscher Hippiekultur, die Trostlosigkeit leerer Aschenbecher, die Schönheit von Umzugsketten. Unsentimental sind seine Texte, manchmal spröde, manchmal lakonisch. Und verletzlich wie von einem, der weiß, wo er steht: am Rand und immer dabei.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, I ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ein Hoch auf die Kontingenz und ihre Erfahrbarkeit im fortgeschrittenen Alter singt Stephan Wackwitz angesichts von Detlef Kuhlbrodts Berliner Tagebuch 2006-2008. Dass sich der Autor in seinem zweiten Buch zur romantischen Dichterfigur à la Tieck wandelt, kann ihm der Rezensent nicht verübeln. Stattdessen kommt er mit großen Vergleichen (Kafka, Altenberg), denen der Text offenbar standzuhalten scheint. Denn: Im Vergleich mit, sagen wir mal, Kehlmann und dem Neonaturalismus, ist Kuhlbrodt mindestens genauso präzise, wie Wackwitz erklärt, aber eben viel weniger vollständig. Für die ihm so gewährte, übrigens höchst moderne Freiheit zu eigenen Sichtweisen, Erinnerungen usw. ist der Rezensent dem Autor dankbar. Zumal der Schritt von diesem "Demokratismus" zu einer politischen Haltung für Wackwitz nicht weit ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Der genialste aller Kollegen! Neiderregend gut. Doch die Liebe zu seinen scharf betrachtenden, mild gewürzten Texten lässt kein böses Gefühl zu.« Ursula März DIE ZEIT 20131205