Hetzjagd
Der Naturpark Schönbuch ist für Karl Lederer zum Fluchtpunkt geworden. Nur hier kann er durchatmen und die Stille genießen, die ihm ansonsten im Dorf versagt bleibt. Als Brander und sein Team zum Wildbeobachtungsstand gerufen werden, können sie nur noch den Tod des Mannes feststellen. Es
sieht so aus, als habe der Mann keinen Ausweg mehr gefunden und sich das Leben genommen. Die beiden…mehrHetzjagd
Der Naturpark Schönbuch ist für Karl Lederer zum Fluchtpunkt geworden. Nur hier kann er durchatmen und die Stille genießen, die ihm ansonsten im Dorf versagt bleibt. Als Brander und sein Team zum Wildbeobachtungsstand gerufen werden, können sie nur noch den Tod des Mannes feststellen. Es sieht so aus, als habe der Mann keinen Ausweg mehr gefunden und sich das Leben genommen. Die beiden Ermittelnden decken mit ihren Befragungen Erschreckendes auf. War Karl Lederer wirklich das Ungeheuer, wie ihn die Dorfgemeinschachft beschreibt ?
Zunächst ein wichtiger Hinweis: Dieses Buch enthält triggernde Elemente und explizite Szenen - Depressionen, sexuelle Gewalt, Missbrauch, psychische und physische Gewalt. Sie können bei einigen Leser:innen unangenehme oder belastende Gefühle hervorrufen könnten.
"Mit "Und der Schönbuch schweigt" legt Sybille Baecker einen Krimi vor, der definitiv unter die Haut geht und noch lange nachklingen wird. Ihre Geschichte um Karl Lederer ist verstörend, provokativ, zu jeder Zeit spannend und hält uns den Spiegel vor. Wie oft wird in einer Dorfgemeinschaft die sprichwörtliche Sau durchs Dorf getrieben, wenn sich durch das Bloßstellen eines Menschen und seiner (vermeintlichen) Taten eine Meinung gefestigt hat. Für diesen Menschen und seine gesamte Familie ist es schwer, überhaupt noch einen Fuß auf den Boden zu bekommen und das zieht langsam, aber sicher eine (selbst-)zerstörerische Wirkung mit sich.
Das, was Baecker hier für ihre Leserschaft bereit hält, geht definitv an die Substanz und zeigt, wie schnell sich die Spirale aus Lügen, Intrigen und Hass dreht, wenn sie immer wieder mit neuen hinterlistigen Aktionen, Unwahrheiten und falschen Tatsachen befeuert wird. Es gelingt der Autorin, die Grenze zwischen fiktiver Handlung und erdachten Personen zu verwischen und die im Buch geschilderten Szenen zur gelebten Realität werden zu lassen. Die Lesenden befinden sich direkt unter den Ermittelnden, stehen ebenso vor einer Wand des dörflichen Schweigens und werden mit Dingen konfrontiert, die immer hässlicher und menschenverachtender werden.
Das gesprochene Wort, auch wenn es eine Lüge ist, kann nicht zurückgeholt werden und wenn dann auch noch die digitalen Medien zum Einsatz kommen, wird daraus ein Tsunami, der alles mit sich reißt. Karl Lederer wird ein Opfer dieser verbalen und digitalen Flutwelle und genau das macht seinen Tod so tragisch. Baecker legt immer wieder den Finger in die Wunde, sensibilisiert so ihre Leserschaft, auch in der eigenen (Dorf-)Gemeinschaft etwas genauer hinzusehen, um vielleicht Dinge aufzudecken, die zunächst klar und deutlich erscheinen, beim zweiten oder dritten Blick ein ganz anderes Bild ergeben.
Hinschauen statt Wegsehen, Helfen statt (Vor-)Verurteilen - ihre Botschaften sind genauso eindringlich wie der nervenaufreibende und raffiniert gesponnene Plot. Erschreckende Bilder, die sich in Gedächtnis einbrenne und eine Handlung mit ganz viel Konfliktstoff. Ein heißes Eisen, das Sybille Baecker anfasst und zu einem extrem gelungenen Roman schmiedet.