Das Richterbuch ist eines der textgeschichtlich komplexesten Bücher der Septuaginta. Spätestens im 3./4. Jh. n.Chr. lag es nachweisbar in vier Haupt- und zwei Nebentexttraditionen vor, die sich im Wesentlichen in zwei voneinander zu unterscheidenden Textformen gruppieren lassen. Die Arbeit untersucht die Texttraditionen zum Richterbuch am Beispiel des Gideon-/Jerubbaal-Zyklus Ri. 6,1-8,35 mit dem Ziel, das Verhältnis zwischen prä-masoretischen Vorlagen und proto-masoretischen Konsonantentexten auf der einen und Septuaginta sowie frühen jüdisch-hellenistischen Schriftauslegungen auf der anderen Seite mithilfe von textkritischen, rezeptions- und auslegungsgeschichtlichen Überlegungen näher zu bestimmen. Im Zentrum der Untersuchung stehen dabei die griechischen Textformen von Ri. 6,1-8,35. Der Analyse der griechischen Textformen ist stets eine Synopse der vier rekonstruierten griechischen Haupttexttraditionen nebst masoretischen Text sowie der Angabe von Parallelen in der rabbinischen und parabiblischen Literatur vorangestellt. Von der traditio gilt es auf das traditum, von der Auslegung auf die Vorlage zu schließen und die Pluriformität der griechischen Texttraditionen des Richterbuches zu erklären, mithin deren theologischen Gehalt und Genese darzustellen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung lassen u.a. die im Richterbuch alte Frage nach der einen Old Greek in einem neuen Licht scheinen. Darüber hinaus konnten in den verschiedenen griechischen Texttraditionen des Richterbuches Spuren von Theological Exegesis nachgewiesen werden.
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