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Die Liebesgeschichten des 1979 geborenen Burgenländers Clemens Berger, der in Wien lebt, beziehen ihren Charme, ein wenig an Arthur Schnitzler erinnernd, aus dem mit feiner Ironie inszenierten Widerspruch zwischen moderner Lebensweise und altmodischen Gefühlen. Seine Figuren setzt er in reale oder virtuelle Räume wie in eine Versuchsanordnung, dann gibt er ein Quäntchen Leidenschaft hinzu und beobachtet kühl und doch zugewandt die Reaktionen. Ein Philosoph, der sich im Seminarraum an den Mastbaum der Disziplin bindet, wird im Chatroom zum erotischen Abenteurer. Der Judas-Darsteller im Passionsspiel verwächst zunehmend mit seiner Rolle und verstrickt sich in mehrfacher Hinsicht in existentielle Probleme. Eine Künstlerin möchte im Altarbild zum Elementaren zurück, aber sie nimmt die Bibel zu wörtlich. So landet ihr Bild doch wieder im Museum für moderne Kunst. Bergers Erzählungen sind so auch als Essays zu lesen, die nach der Möglichkeit der Liebe und der Hingabe jenseits moderner Standardisierung fragen. Dem entspricht in der Sprache die harte Fügung von komplexen Reflexionen, Zitaten aus der Medienwelt und den unveränderlichen Einfachsätzen, die aus dem Leben in die Popmusik wandern und zurück. "Ich hab mich in dich verliebt." Die Schönheit und das Glück sind so flüchtig wie eh und je. In der Erinnerung und im Wort leuchten die Bilder des Erfüllten, aber das Gedächtnis ist unzuverlässig und die Worte missverständlich. Ach, ja. (Clemens Berger: "Und hieb ihm das rechte Ohr ab". Erzählungen. Wallstein Verlag, Göttingen 2009. 180 S., geb., 18,-[Euro].) fap
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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