Als die junge Berliner Journalistin Elisabeth Wimmer im Jahr 1928 nach Wien kommt und im renommierten Hotel Sacher absteigt, macht unter drei der „Königinnen Wiens“ Unruhe breit. Was will die von Anna Sacher, Emilie Flöge und Helene Stein-Kleiner? Einen Bericht über die bekannte, wohlhabende Frauen
schreiben? Oder steckt da mehr dahinter?
Anna Sacher, die mächtige Eigentümerin des Hotels…mehrAls die junge Berliner Journalistin Elisabeth Wimmer im Jahr 1928 nach Wien kommt und im renommierten Hotel Sacher absteigt, macht unter drei der „Königinnen Wiens“ Unruhe breit. Was will die von Anna Sacher, Emilie Flöge und Helene Stein-Kleiner? Einen Bericht über die bekannte, wohlhabende Frauen schreiben? Oder steckt da mehr dahinter?
Anna Sacher, die mächtige Eigentümerin des Hotels beginnt ihre Fäden zu spinnen und lässt Paul Berger, einen jungen Lehrling, der jungen Frau nachspionieren.
Dabei entdeckt die Sacher, dass es eine Verbindung zwischen Elisabeth Wimmer und dem Skandal rund um die Komtess Mizzi, der in den Jahren 1908 und 1909 Gesprächsthema Nr. 1 war, geben muss.
Meine Meinung:
Henny Arland nimmt den Prozess um den angeblichen Grafen Marcell Veith, der seine noch minderjährige Tochter Komtess Marie „Mizzi“ über vier Jahre lang höchstpersönlich, älteren und vermögenden Männern in diversen Separées zuführt, als Aufhänger für ihren historischen Roman, der 20 Jahre später spielt. Mizzi kann im Prozess nicht aussagen, da sie sich kurz zuvor aus Schande im Donaukanal ertränkt hat. Die Kunden werden von der Justiz mit Samthandschuhen angefasst. Der Vater wird zu einem Jahr Kerker verurteilt. Der Skandal folgt auf dem Fuß, denn nach seiner Entlassung, veröffentlicht Veith mehr als 200 Namen, darunter Aristokraten, hohe Richter, Mäzene, Staatsanwälte und nicht zuletzt auch der Name des Polizeipräsidenten. Soweit die Vorgeschichte, die im Buch „Komtess Mizzi“ von Walter Schübler, sehr gut beschrieben ist, und hier den Hintergrund der Recherchen der Berliner Journalistin bildet.
Daher kann ich die Andeutungen und Hinweise in Henny Arlands historischen Roman sehr gut folgen. Doch bis sich den Damen Sacher, Flöge und Stein-Kleiner die Zusammenhänge enthüllen, haben sie noch einige bange Wochen zu überstehen. Allerdings muss auch Elisabeth Wimmer Lehrgeld zahlen.
Hauptfigur ist diesem historischen Roman ist die Frau Sacher, die mit ihrer unkonventionellen Art zu leben und in ihrem Hotel zu herrschen, bereits zu Lebzeiten eine Legende war. Es scheint, als hätte Frau Sacher der Autorin die Zügel aus der Hand genommen, denn die fiktive junge Journalistin, von der es zunächst den Anschein hat, als würde sie die sogenannte bessere Gesellschaft aufmischen, gerät ein wenig ins Hintertreffen.
Wir begegnen zahlreichen historischen Persönlichkeiten, die im Personenverzeichnis aufgelistet sind. Elisabeth Wimmer, Helene Stein-Kleiner sowie Paul Berger sind fiktive Charaktere, die die Geschichte lebendig machen.
Dieser historische Roman lässt sich leicht lesen und gibt ein authentisches Bild der Großstadt Wien um 1928 wieder. Hier bitterste Armut und dort nach wie vor Reichtum, auch wenn der auf Grund von Inflation und falschem Investment (Kriegsanleihen!) geschrumpft ist. Die Lebensmittelknappheit macht auch vor dem Hotel Sacher nicht Halt.
Sehr gut ist die Bigotterie von Wien um 1910 beschrieben, die auch einen verlorenen Weltkrieg, eine Spanische Grippe und den Zerfall der Donaumonarchie überlebt hat. So müssen auf Grund der Armut und Wohnungsnot zahlreiche Menschen, wie der Lehrling Paul Berger, im Kanalsystem übernachten. Dieser Figur hätte ich gerne mehr Raum geschenkt gewusst.
Fazit:
Ein gelungener historischer Roman aus dem Wien der Zwischenkriegszeit. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.