Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,3, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Als 1984 L’Amant in Frankreich veröffentlicht wurde, waren sich die Kritiker und die Presse einig, mit diesem Werk einen Schlüssel zu den früheren Romanen von Duras, wie beispielsweise „Un barrage contre le Pacifique“, gefunden zu haben: In diesem Buch, das gleichzeitig fiktionales Werk und Autobiographie ist, zerreißt M. Duras einen Schleier: den, der ihre Jugend verdeckte, der mehrere ihrer Werke verdunkelte.“ „Duras ist hier zu ihren Ursprüngen, zu ihrer Urszene zurückgegangen.“ Kurz nach der Veröffentlichung von L’Amant wehrte sich Duras noch dagegen, dass es sich um ein autobiographisches Werk handele, betonte, es gehe dabei um eine fiktive Geschichte und verwies auf den Romancharakter. Schließlich äußerte sich die Autorin in ihrem Buch selbst dazu: L’histoire de ma vie n’existe pas. Ca n’existe pas. Il n’y a jamais de centre. Pas de chemin, pas de ligne. Il y a de vastes endroits où l’on fait croire qu’il y avait quelqu’un, ce n’est pas vrai il n’y avait personne. Marguerite Duras legt in ihren Werken Spuren von sich und ihrem Leben, die entziffert und gleichsam übersetzt werden wollen und deren Bedeutung keinesfalls immer evident sind. Duras schafft es, den Mythos, der sich um ihre Person und ihre Lebensgeschichte gebildet hat, aufrecht zu erhalten, indem sie immer wieder die Spuren ihrer Kindheit verwischt und in immer neue Masken schlüpft. Zudem betont ein autobiographischer Roman neben dem Bezug auf „wirklich Erlebtes“ die grundsätzliche Fiktionalität des Erzählten. Auch wenn sich die Romanfiguren direkt auf lebende Vorbilder beziehen, geht ein autobiographischer Roman frei mit den Elementen des gelebten Lebens um und kombiniert diese Elemente neu, ergänzt sie und schafft somit eine fiktionale Welt. Daher ist es problematisch, die Familie, die in dem Roman L’Amant geschildert wird, mit der tatsächlichen Familie Donnadieu, in der Marguerite Duras aufgewachsen ist, gleichzusetzen, auch wenn die Autorin sich als Protagonistin zu erkennen gibt und diesen Eindruck durch das Fehlen eines fiktiven Namens und die Erzählweise in der ersten Person auch noch bestärkt.