Unsere Gegenwart befindet sich im Umbruch: Zwischen weitreichenden humanitären Katastrophen, identitären Angriffen auf die offene Gesellschaft und pessimistischen Zukunftsvisionen drängt sich die Frage nach dem gesellschaftlichen Auftrag der Psychoanalyse, ihrer utopischen wie subversiven Kraft regelrecht auf. Mit kulturanalytischem Anspruch zeigen die Autor*innen auf, wie gesellschaftliche Unordnung beschrieben, demaskiert und in größere Zusammenhänge eingebettet werden kann. Im Dialog mit Nachbardisziplinen und der klinischen Praxis entsteht dabei ein vielschichtiges Panorama, das grundlegende Fragen und individuelle Analysen verbindet. So unterschiedlich aktuelle Phänomene in den Bereichen Digitalisierung, Tierrecht, Sexualität oder Postmoderne auch sind - ihr gesellschaftliches Konfliktpotenzial verpflichtet die Psychoanalyse auf ihre Zeugenschaft und Verantwortung. Mit Beiträgen von Anna Brenner, Frauke Glöckner, Janne Harnischfeger, Bernd Heimerl, Mia Neuhaus, Maximilian Römer, Kai Rugenstein und Robert Weixlbaumer
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»Der vorliegende Sammelband mit insgesamt neun Aufsätzen (einschließlich des Vorworts des Herausgebers Bernd Heimerl) ist das Ergebnis eines ungewöhnlichen Experiments der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft. Unter dem Eindruck der Wahlerfolge der 'Alternative für Deutschland' (AfD) mit 12,6 Prozent der Stimmen bei der Bundestagswahl 2017 wurde am Berliner Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse (BIPP) eine Arbeitsgruppe für Ausbildungskandidatinnen und -kandidaten eingerichtet. Angestoßen von dieser beunruhigenden Entwicklung nahmen sich die Teilnehmer vor, auf der Grundlage der kulturtheoretischen und kulturkritischen Schriften Sigmund Freuds einige aktuelle gesellschaftliche Phänomene psychoanalytisch zu untersuchen und zu diskutieren. Daraus entstanden thematisch höchst unterschiedliche Aufsätze oder 'Stimmen', die 2021 in diesem Band zusammengefasst wurden.« Gerald Mackenthun, Deutsches Ärzteblatt PP, Heft 2, Februar 2022