Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Gattungen, Note: 1,3, Universität Koblenz-Landau (Philologie), Veranstaltung: Proseminar: Heinrich von Kleists Erzählungen und Dramen, Sprache: Deutsch, Abstract: Heinrich von Kleists Erzählung "Die Marquise von O..." beginnt mit einer Zeitungsannonce , die einen unerhörten Sachverhalt publik macht, nämlich dass eine adlige Witwe unwissentlich schwanger geworden ist und nun auf diesem Wege den Vater ihres noch ungeborenen Kindes sucht. Verknüpft mit diesem unerhörten Bekenntnis muss eine "unerhörte Begebenheit" sein, die zu ermitteln der Erzähler dem Leser nicht gerade leicht macht, denn auch bei intensivster Suche gibt es keine eigentliche Schilderung dessen, zumindest nicht explizit . Was es jedoch gibt, ist "der gewaltigste Gedankenstrich der deutschen Literaturgeschichte" (Gottfried Benn), sowie einige Zeichen bzw. Anzeichen mehr. So ist es wohl zu erklären, dass die vorliegende Erzählung bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren hat. Zahlreiche Interpreten haben sich bis dato mit diesem Kleist-Text beschäftigt und versucht, hinter sein "Geheimnis" zu kommen. Doch in der Tat ist ,Die Marquise von O...', obwohl die Geschichte an sich heutzutage fast banal anmutet , sozusagen Hollywoodreif (Krieg, Ausnahmezustand, Verstoß gegen gesellschaftliche Konventionen, schließlich Klärung und Happy End), aufgrund Kleists Spiel mit Doppeldeutigkeiten , Bildern, tiefenpsychologischen Vorgängen (fast ein Jahrhundert bevor diese von Sigmund Freud formuliert wurden!) sowie den bereits erwähnten Zeichen ein Faszinosum geblieben. Meiner Meinung nach ist es so, dass die Erzählung sich jedem Leser/Rezipienten auf andere Art und Weise erschließt, je nachdem von welchen Aspekten man sich angesprochen fühlt. Daher werde ich auch nicht versuchen die immer wieder heißdiskutierte Frage zu klären, ob die Marquise vergewaltigt oder selbst sexuell aktiv wurde und diese Tatsache zu vertuschen bzw. zu verdrängen sucht, denn das haben schon andere vor mir mehr oder weniger zufrieden stellend getan. Ich werde vielmehr die Zeichen, insbesondere jenen besagten Gedankenstrich, genauer betrachten, mit dem quasi alles beginnt und zu dem auch wieder alles zurückkehrt.
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