Ein Leben voller Angst, aus dem sich die Autorin, ein Flüchtlingskind aus Ostpreußen, nie hat befreien können - trotz neu gewonnener Heimat, trotz enger und lang andauernder Partnerschaft, trotz eines erfolgreichen beruflichen Werdegangs als Grundschullehrerin und trotz Geburt zweier gesunder Jungen - Andreas und Tobias. Zu sehr griffen Belastungen von außen in dieses Leben ein: Die Betreuung der an Multipler Sklerose erkrankten Mutter, die Pflege des invaliden Vaters, der überfahren und danach bettlägerig wurde, der frühe Tod der krebskranken Schwester und schließlich der schwere Verkehrsunfall, aus dem Tobias mit 17 Jahren nach wochenlangem Koma mit einem unheilbaren Hirnschaden wieder erwachte, unfähig zu einem selbständigen Leben. Jahrzehntelange Bemühungen um eine fachgerechte Therapie und Betreuung scheiterten, insbesondere in den letzten Jahren, so dass mit der letzten Konsequenz, dem Suizid von Tobias mit 50 Jahren, ein weiterer schwerer Schicksalsschlag zu verarbeiten war. Die intensiv betriebene Ursachenforschung zeigt gravierende Defizite in der Gesetzeslage, das Versagen von Psychiatrie und Psychiatern, die Willkür und die Machtlosigkeit von Betreuern und die Hilflosigkeit der Eltern. Es ist insgesamt die Anklage einer verzweifelten Mutter, die aus bitteren und krankmachenden Erfahrungen heraus sofortige Veränderungen einfordert. Die bibliografischen Skizzen werden immer wieder ergänzt durch Naturschilderungen, Beobachtungen von Menschen und Gebräuchen in Ostbrandenburg, in das sich die Autorin jetzt zurückgezogen hat, durch kritische Blicke auf die Wendezeit, aber auch auf das gegenwärtige Versagen von Politik und Politikern.
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