Ehebruchsgeschichten als literarisches Medium, das Verbindlichkeit stiften und Liebe wecken kann. Können literarische Texte Verbindlichkeit stiften? Diese Frage untersucht Joachim Harst anhand von Ehe- und Ehebruchsgeschichten, indem er leidenschaftliche Liebe auf ihre Bedeutung für soziale Bindung hin untersucht. Liebe ist unabdingbares Element gesellschaftlicher Verbindlichkeit, kann diese durch die ihre Exzessivität aber auch bedrohen. Während literarische Ehebruchsgeschichten häufig die Sprengkraft dieser Dialektik bewusst in den Vordergrund stellen, streben Religion und Recht an, sie einzuschränken und zu regulieren. Doch produziert nicht bereits das Reden über Liebe Affekte, sodass jeder Versuch der Einschränkung im Grunde unfreiwillig seiner Subversion zuarbeitet? Auch von Seiten der Literatur wird diese Gegenseitigkeit immer wieder betont: Romane wie Gottfrieds "Tristan" oder Goethes "Werther" wiederholen unermüdlich, dass Liebe durch Lesen entsteht - und fordern umgekehrt ein liebendes Lesen ein. Sie wollen "Philo-Logie" hervorrufen - literarisch geweckte "Liebe zum Logos". Der Frage, in welchem Verhältnis diese Liebe wiederum zur Literaturwissenschaft stehen kann, wird hier auf den Grund gegangen.
»Für die Philologie ist die 'Universalgeschichte des Ehebruchs' (...) eine große Bereicherung, da sie die ganze Fülle der komparatistischen Interpretationsmöglichkeiten anhand ihres Gegenstandes virtuos präsentiert.« (Adrian Robanus, Comparatio 13.1, 2021) »(eine) scharfsinnige, sehr genau am Text arbeitende und zu überraschenden Beobachtungen kommende, auch literaturgeschichtlich glänzend informierte Studie« (Wolfgang Braungart, Germanistik, Bd. 63 (2022))