Antje Wagner war mir bis zu meinem Besuch des „Fest des Lesens“, der Abschlussveranstaltung der Jungen Literaturtage Westmünsterland, völlig unbekannt. Wie viel ich deshalb bisher verpasst habe, hat mir die Lektüre ihres ersten All- Age- Romans „Unland“ vor Augen geführt.
Das Buch handelt von
der vierzehnjährigen Franka, die aus einer Pflegefamilie in Berlin in eine Wohngruppe auf dem Land…mehrAntje Wagner war mir bis zu meinem Besuch des „Fest des Lesens“, der Abschlussveranstaltung der Jungen Literaturtage Westmünsterland, völlig unbekannt. Wie viel ich deshalb bisher verpasst habe, hat mir die Lektüre ihres ersten All- Age- Romans „Unland“ vor Augen geführt.
Das Buch handelt von der vierzehnjährigen Franka, die aus einer Pflegefamilie in Berlin in eine Wohngruppe auf dem Land kommt. Diesbezüglich muss ich der Autorin direkt ein dickes, dickes Lob für ihre Recherche aussprechen! Sie hat den Alltag in dieser Erziehungsstelle und besonders die Probleme mit dem Umfeld, mit denen diese Kinder und Jugendlichen zu kämpfen haben, sehr nahe an der Realität beschrieben. (Ich glaube, das Problem mit den gut gemeinten „Spenden“ oder der Stigmatisierung der Kinder kennt jede Jugendhilfeeinrichtung.) Antje Wagner zeigt in ihrem Buch mal die andere Seite der Medaille auf.
„Sie geben uns nichts, sondern klauen uns etwas, wenn sie solche Kartons mit Klamotten durch den Zaun schieben, so als ob wir sonst nur in Fetzen rumlaufen würden! Sie klauen uns nämlich die Würde!“ (S. 51)
Von der ersten Seite an wird man in den Bann der Geschichte gezogen – zuerst durch Frankas Ankunft im Haus Eulenruh und wenig später dann durch die unheimlichen Vorkommnisse in Waldburgen. Sehr schnell wird klar, dass irgendetwas Merkwürdiges in dem kleinen Ort vorgeht, doch man bekommt nie auch nur eine ungefähre Ahnung davon, was das sein könnte. Kaum glaubt man, das Geheimnis entschlüsselt zu haben, passiert etwas völlig Unerwartetes, und man steht wieder am Anfang seiner „Ermittlungen“.
Mit Franka hat Antje Wagner eine Protagonistin geschaffen, die starke Ecken und Kanten hat, die man aber genau deswegen von Beginn an mag, denn sie wirkt sehr authentisch und sympathisch. Figuren, denen es an Tiefe fehlt, sucht man vergebens. Es gibt Charaktere, die man von der ersten Begegnung an liebt (die Zwillinge, Valerie), aber auch absolute Reizfiguren (Vera, den Nachbarn, Thommy).
Der Schluss des Buches übertrag all meine Erwartungen – sowohl die positiven als auch die negativen. Ich war wie erschlagen von dem, was passiert, entsetzt von Eventualitäten und Plänen, gleichzeitig aber auch fasziniert von der Fantasie und Kreativität, die sich plötzlich hinter der ganzen Geschichte offenbarte. Und mit etwas Abstand kann ich nun sagen, dass da Ende passt. Es ist anders, deutlich anders, als ich es erwartet habe, aber es passt, und diese Geschichte hätte auch wohl kein anderes Ende haben können.
Fazit:
„Unland“ ist ein fesselndes, spannendes und etwas ungewöhnliches Buch, welches sowohl Fantasy- als auch Thriller- und Krimifreunde gleichermaßen begeistern dürfte. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf Antje Wagners nächsten All- Age- Roman, der im Herbst 2012 erscheinen soll.