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Eine lexikalische Affäre: David Foenkinos erzählt "Unsere schönste Trennung"
Hand in Hand laufen sie durch das Buch: die süße Sehnsucht und die süffige Selbstironie - als wären Edith Piaf und Woody Allen hier zusammen in Flitterwochen. Anders gesagt: David Foenkinos' neuer Roman "Unsere schönste Trennung" ist ein Sommernachtstraum an einem Wintertag. Sie kriegen sich nicht, seine beiden irrsinnig Liebenden, aber trotzdem hat Foenkinos eine Art Happy End in petto. Und das überrascht nicht: Wo David Foenkinos fabuliert, geht's stets um die leicht erträgliche Schwere der Liebe. Seine Drehbücher, Comic-Szenarios und Romane fliegen wie der Pfeil Amors durch die Luft zum Leser - schnell und schwerelos.
Der 1974 in Paris geborene, preisgekrönte Autor macht seiner Heimatstadt, der Hauptstadt der Amour(en), alle Ehre: "Unsere schönste Trennung" hat jenes Je-ne-sais-quoi, das sofort verrät, dass das Buch nicht aus einer deutschen Feder stammt. Dabei legt Fritz, der Ich-Erzähler von "Nos séparations" (2008) und ein Schopenhauer-Jünger, durchaus bierernst los: "Mein Eindruck ist, die Augen des Todes lauern auf mich an jeder Ecke." Aber gerade deshalb hat er sich dem Carpe diem verschrieben; und als er während seines Studiums auf einer Party Alice trifft, pflückt er sie vom Fleck weg.
Sie ist eine höhere Tochter, er ein tiefgründiges Hippiekind; und obwohl ihre Eltern erst dagegen sind, werden bald - nach den obligaten Streitereien, Trennungen und Versöhnungen - die Hochzeitseinladungen verschickt. Fritz arbeitet mittlerweile beim Lexikon-Verlag Larousse, wo er sich mit seiner Chefin ein Gschpusi leistet. Versteht sich von selbst, dass dieses just am Hochzeitstag auffliegt. Alice schickt ihren ungetreuen Bräutigam in die Wüste, wo er, in seiner Depression auch prompt hingeht: Der Tod und der Zufall spülen ihn nämlich in die Bretagne. Dort verkauft er kurzfristig Krawatten - und lernt dabei die Frau kennen, die später, als er wieder bei Larousse ist, seine Ehefrau wird; und noch später seine Ex. Ganz am Schluss darf Fritz dann seine große Liebe Alice wiedersehen, und wer weiß, vielleicht kommen ja ihre beiden Kinder dereinst zusammen.
Kurz: "Unsere schönste Trennung" erzählt die ganz normale Seifenoper eines Lebens - aber mit dem Witz eines sprachverliebten Wort-Forschers von Larousse und dem Esprit eines melancholischen Narren, der nicht umsonst nach dem verbitterten Schweizer Fritz Zorn getauft wurde. Das ist eine Mischung, gerade recht für eine luftige Sommerlektüre, und der Kinofilm dazu, der flimmert dem Leser auch schon vor Augen.
So platt der Plot ist, so peppig sind die Pointen. Und damit die Chose nicht gar zu flüchtig daherkommt, flicht der Ich-Erzähler Lemmata aus dem Larousse ein, von "Cunnilingus" über "Fritz" und "Glück" bis "Aby Warburg". Mal sind sie echt, mal frei erfunden, immer aber ein genialer Schachzug im flotten Spiel dieses Textes. "Unsere schönste Trennung" ist unsere schrägste Hommage an die Liebe in Zeiten der Scheidungsrekorde.
ALEXANDRA KEDVES
David Foenkinos: "Unsere schönste Trennung". Roman.
Aus dem Französischen von Christian Kolb. C. H. Beck Verlag, München 2010. 207 S., geb., 17,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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