Antibes, die weinende Frau und eine außergewöhnliche Liebesgeschichte
Am Anfang des Romans kommt man in Kontakt mit einer weinenden Frau am Telefon und Sebastian Dumont, der in der Telefonseelsorge arbeitet. Dumont ist ein einfühlsamer Mensch und guter Zuhörer, feinfühlig versucht er sich in die
jeweiligen Situationen der Anrufenden hineinzuversetzen und Hilfestellung zu leisten, um der Seele…mehrAntibes, die weinende Frau und eine außergewöhnliche Liebesgeschichte
Am Anfang des Romans kommt man in Kontakt mit einer weinenden Frau am Telefon und Sebastian Dumont, der in der Telefonseelsorge arbeitet. Dumont ist ein einfühlsamer Mensch und guter Zuhörer, feinfühlig versucht er sich in die jeweiligen Situationen der Anrufenden hineinzuversetzen und Hilfestellung zu leisten, um der Seele wieder eine Spur Frieden zu geben. Man erhält Einblicke in die wichtige Arbeit der Telefonseelsorge, die auch bei denen, die dort arbeiten, oft wuchtige Einschnitte hinterlassen, je nachdem wie schwerwiegend die Probleme der Anrufenden sind. Der weinenden Frau konnte Dumont jedoch nur sehr wenige Silben entlocken, die zusammengereimt den Hinweis ergaben, dass sie nach Antibes fahren wird. Ohne weitere Anhaltspunkte setzt Dumont sich in den nächsten Zug und reist von Brüssel nach Antibes, nachdem er seine Chefin um eine psychologische Auszeit gebeten hatte, denn auch sein Leben ist verworren und einsam.
In Antibes möchte er die weinende Frau finden – doch wie?
Dumont streift durch Antibes' Straßen, Cafés, Strand und Umland, sucht nach traurigen Frauengesichtern und trifft auf Florence, eine Frau, die aber kein trauriges Gesicht aufweist. Sie sprechen sich an, lernen sich kennen, tasten sich durch Worte und gemeinsame Erlebnisse näher aneinander heran. Aber ist Florence wirklich die weinende Frau am Telefon?
In leiser, unaufdringlich geschriebener Sprache erleben wir die Annäherung zweier Fremder und die Entwicklung einer Liebe, die der Autor in leisen Tönen und Zwischennuancen erklingen läßt.
Die Liebe des Autors geht zudem auch in Landschaftsbeschreibungen auf, die in bildhafter Darstellung ein Südfrankreich zeichnen, das man beinahe riechen kann, wirft man den Blick auf weitläufige Blumenfelder bei Grasse und die kleinen Gassen der Parfümerien, das blaue Meer um Antibes und die bunten Häuser, die im Hintergrund die Côte d’Azur säumen.
Zu Beginn des Romans packt einen die Geschichte kurzfristig, die im Verlauf stellenweise aber etwas langatmig wird, bis man plötzlich einen Wendepunkt erreicht, der sehr aufrüttelnd in eine nicht erwartete Richtung abbiegt!
Man verfolgt die innere und äußere Reise Dumonts nach Antibes, das innere Einkehren der beiden Protagonisten und des Sich-wieder-öffnens anderen gegenüber, bis schmerzhafte Situationen Entscheidungen verlangen, die man nicht einfach so treffen kann. Es bleibt aber alles recht oberflächlich.
Das Cover hat mich sofort angesprochen, mit den großen Fensterns eines Caféhauses, an dem eine junge Frau allein an einem gedeckten Tisch sitzt und hinausschaut. Es spiegelt Gemütlichkeit wider in der aber auch das verlorene Gefühl der Einsamkeit zu finden ist, vor allem, da auf der Rückseite des Covers derselbe Tisch mit einem freien Stuhl ohne Person zu sehen ist.
Insgesamt mit nur etwas über 200 Seiten ein kurzer Roman, den man zwischendurch einmal liest, der aber durch seine überraschende Thematik etwas nachhallt. Schön, dass der Klappentext das Problem, dass sich im Laufe des Romans eröffnet, noch nicht verrät!