Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten ist eine Erzählungssammlung von Johann Wolfgang von Goethe, erschienen (1795). Das Konzept der Rahmenhandlung dieser Novelle hat Goethe von Boccaccios Decamerone übernommen (eine Erzählwelt wird der realen Situation der Flüchtlinge entgegengesetzt). Doch zeigt sich bei ihm, dass die Rahmengesellschaft in ihrer Funktion versagt. Es gelingt nicht mehr, das schreckliche Ereignis, das die Rahmengesellschaft konstituiert und dazu motiviert, sich mittels Erzählungen über das drohende Schicksal zu vertrösten, mittels Erzählen vergessen zu machen. Im Gegenteil: Das Ereignis der Revolution dringt in den Themenkreis der Rahmengesellschaft ein (zunächst streitet der junge Karl als Befürworter der Revolution mit dem konservativen alten Geheimrat, der aus Verärgerung die Gesellschaft verlässt, später bricht ein Bedienter in die Runde ein und berichtet von Feuer auf den Gütern, die den Franzosen in die Hand gefallen sind). Etwa ein Zehntel (insbesondere der Einstieg) handelt direkt oder indirekt von den außenpolitischen Verhältnissen, infolge derer jene Leute flüchten mussten. Der zeitgeschichtliche Hintergrund der erzählten Ereignisse sind der sog. erste Koalitionskrieg und die Ereignisse um die Mainzer Republik.
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