"Das goldene Zeitalter des deutschen Schlagers", so oder ähnlich wird noch heute, über 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Untergang des verbrecherischen Regimes der Nationalsozialisten, das Dritte Reich in Bezug auf seine Schlager betitelt. Bei vielen Rundfunksendern laufen immer noch bekannte Unterhaltungsmusiktitel aus jener Zeit im Original. Interpreten wie Hans Albers, Marika Rökk, Zarah Leander oder Johannes Heesters sind keine Seltenheit in vielen Radioprogrammen. Außer diesen bis heute populären Evergreens ist ein Großteil der Musik jener Zeit, vor allem die damals zeitgenössische ernste Musik, in Vergessenheit geraten und lagert in Archiven. Jenseits des Halbwissens über Swingbewegung, Durchhalteschlager oder das "Wehrmachtswunschkonzert" ist das Wissen über Unterhaltungsmusik des Dritten Reiches heute eher gering. Zwar beruht dieses Halbwissen stets auf korrekten Grundlagen, als "Hingucker" verwendete Werbeschilder mit dem Swingverbot haben natürlich historische Vorbilder ebenso wie die Vorstellung vom Durchhalteschlager, der das deutsche Volk auf den Endsieg einschwören sollte; es stellt sich aber die Frage, welche Wahrheiten tatsächlich diesen bruchstückhaften Kenntnissen zu Grunde liegen. Welchen Stellenwert hatte Unterhaltungsmusik in einer Zeit der Diktatur und während des Krieges? Was führte dazu, dass die Schlager dieser Epoche noch heute bekannt und beliebt sind? Wie konnte der Zeitraum von 12 Jahren, in dem von Deutschland aus größtes Leid über die Welt gebracht worden ist, gleichzeitig eine "Blüte" einer unpolitisch erscheinenden Kunstform hervorbringen? Ist dies ein Widerspruch oder bedingt sich beides?
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