Im vorliegenden Buch werden die gängigen Unternehmensbewertungsverfahren im Hinblick auf ihre Eignung zur Bewertung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) analysiert. Klassische Bewertungsmethoden entsprechen den allgemeinen Grundsätzen der Unternehmensbewertung nur zum Teil. Insbesondere der maßgebliche Einfluss des Eigentümer-Unternehmers auf den Unternehmenserfolg wird oft nicht in das Bewertungskalkül integriert. Nach kritischer Analyse ist das Ertragswertverfahren theoretisch am besten für die Bewertung von KMU geeignet, ohne allerdings alle Besonderheiten von KMU adäquat zu berücksichtigen. Daher wurden in der Literatur Versuche einer Modifizierung unternommen. Behringer bezieht die Personenbezogenheit des Unternehmens über pauschale Zu-/Abschläge auf die prognostizierten Überschüsse ins Bewertungskalkül mit ein. Hierfür werden die Unternehmerpersönlichkeiten des potenziellen Käufers und Verkäufers anhand einer Checkliste analysiert, was zwar in die richtige Richtung für die KMU-Bewertung weist, aber noch weiterer empirischer Fundierung und genauerer Ausarbeitung im Hinblick auf die Checkliste und die vorzunehmenden Zu-/Abschläge bedarf. Außerdem führt diese Vorgehensweise nur zu geringen Unterschieden beim Unternehmenswert im Vergleich zu den mit dem traditionellen (unmodifizierten) Ertragswertverfahren erzielten Ergebnissen. Da es jedoch einer der Kritikpunkte am traditionellen Ertragswertverfahren ist, dass tatsächlich bezahlte Kaufpreise nur einen Bruchteil der so ermittelten Unternehmenswerte ausmachen, trägt die Modifikation von Behringer diesem Umstand nicht ausreichend Rechnung. Hier setzt das von Benson/Pistorius entwickelte Modell zur KMU-Bewertung an. Verursacherprinzip und Verflüchtigungseffekt ersetzen das Phasenmodell in der Unternehmenswertermittlung für KMU, so dass nur eine zeitlich begrenzte Kapitalisierung im Zeitablauf fallender Einzahlungsüberschüsse zur Ermittlung des Entscheidungswerts erfolgt. Lediglich die dem Alt-Unternehmer zuzurechnenden Leistungen auf den Bewertungsstichtag werden diskontiert. Der Verflüchtigungseffekt ergibt sich abhängig von der Branche aus Leistungstransparenz und Wechselkosten. Dieser Ansatz ist derzeit aber noch nicht durch empirische Untersuchungen validiert. Auf Grundlage der Ansätze von Behringer und Benson/Pistorius wurde eine Kombination beider Verfahren entwickelt, mit dem Ziel, die Anwendbarkeit für die KMU-Bewertung zu erhöhen und die Defizite beider Verfahren zu kompensieren.
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