Nach wie vor ist Berlin von Brandmauern, Brachen und verwahrlosten oder provisorisch genutzten Stadträumen geprägt. Die Lücke gehört zur Stadt wie ihr Gegenteil, die Mauer: Und noch in der zunehmend verdichteten Innenstadt verweist die Lückenbebauung auf den Vorzustand: die Baulücke. Die Autorin geht der Lücke als Vexierbild nach - als Form zwischen Grenze und Freiheit, zwischen Verlust und Chance. Berlins Lücken sind, je nach Stadtbild, Weltsicht und Lebensentwurf: Bauland und Hundeauslauf, Schandfleck und Mahnmal, Szene-Nische und Kulisse für den urban chic, Gegengift bei klaustrophobischen Zuständen, utopischer Ort. Als zu erkundender Raum in der lange verschlossenen, endlich geöffneten Stadt verhießen sie Abenteuer. Als in Besitz zu nehmender Raum versprechen sie noch immer Möglichkeiten und Vermögen. In den Lücken der alten entsteht die neue Stadt. Die Dynamik von Fülle und Entleerung, die das 20. Jahrhundert im Extrem betrieben hat, wird an drei Beispielen exemplarisch untersucht: am Standort des ehemaligen Kaufhauses Wertheim am Moritzplatz, an einem Eckgrundstück in der Spandauer Vorstadt sowie an einer durch Krieg und Mauerbau entstandenen Freifläche an der Harzer Straße in Treptow. Therese Teutsch erkundet die Geschichte dieser Orte bzw. Nicht-Orte, legt die Schichten frei, die hier verschwiegen werden bzw. kenntlich gemacht sind, und präpariert eine Art Typologie der Lücke heraus. Ein sprachlich brillanter Essay, eine intellektuell erstaunliche Debütarbeit!
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