Wenn die eigenen Leute das System zerschießen, dann gerät die Republik ganz aus den Fugen. Dann ist das Ende nicht mehr weit." Kurt: "So pessimistisch sollst du das wiederum nicht sehen. Ich denke, dass die Sicherungsvorkehrung dem Schutz der Republik dienen soll." Vater: "Das siehst nur du so. Ich sehe es anders. Die Polit-Aristokratie hat das Volk ausgemolken bis zum letzten Strich und Faden. Das System mit einer guten Ideologie ist ausgehöhlt und am Ende. Der sozialistische Staat ist unter seiner schmarotzenden Obrigkeit verrottet. Die Menschen sind unzufrieden und fühlen sich betrogen. Sie haben vom Juni-Aufstand gelernt, bei dem Ulbricht im russischen T-34 saß und zusah, wie auf deutsche Arbeiter im Arbeiter- und Bauernstaat geschossen wurde. Das wollen die Menschen dieser Republik nicht noch einmal erleben. Deshalb verlassen sie diesen abgewirtschafteten Staat enttäuscht und verbittert, der längst in den Krämpfen der Agonie liegt. Die Menschen trauen dem ZK nichts Gutes zu und fürchten die Wiederholung des Ulbricht'schen Verrats." Kurt: "Du malst ja die Apokalypse an die Wand." Vater: "Ich male sie nicht an die Wand. Wir leben in der sozialistischen Apokalypse. Oder lebst du auf einem andern Stern?" Kurt: "Die Präambel des Befehls lautet: Rettet die sozialistische Republik." Vater: "Ich habe dich für intelligenter gehalten. Wie willst du diese Republik retten, wenn du auf seine Menschen schießt? Die Präambel ist nicht mehr als eine leere, abgedroschene und verlogene Floskel." Kurt: "Dann gibst du der Republik nur eine geringe Chance." Vater: "Ich gebe dieser abgewirtschafteten Republik überhaupt keine Chance. Sie ist am Ende und wie ich sagte, sie liegt in den letzten Krämpfen der Agonie." Was war mit dem Aussteiger, zu dem sich der Königsberger Professor für Altsprachen und klassische Philosophie bekannte? Kurt Götz hat aus seinen Interviews die Lehre gezogen, dass alle vier Menschen im Grunde Aussteiger waren, obwohl sie alle auf einem guten bis hohen Bildungsstand waren. Alle vier waren existentiell abgerutscht. Beim Schauspieler Adam Kreutzfeld und dem Professor gingen hervorragende Berufe vorzeitig zugrunde oder vor die Hunde. Eine Gesellschaft im Zustand der Bildungsnot und Bildungsleere hätte allen Grund, diese herausragenden Persönlichkeiten zur Behandlung der Zivilisationsschwindsucht mit dem Bildungssiechtum zu konsultieren und sie als Lehrer in voller Kapazität zu gebrauchen. Aus dem Versagen, es nicht getan zu haben, was von der materiellen Verschüttung und der geistigen Erblindung vor der Bildungsnot mit der Interesselosigkeit, Gleichgültigkeit und Trägheit, leitete Kurt Götz die Feststellung ab, dass bei den vier Menschen das Aussteigen weder ein unüberlegter Trotzakt noch ein Nebenvorgang des grundlosen Widerspruchs, sondern und hauptsächlich der begründete Protestakt gegen die gesättigte Gesellschaft der vergänglichen und toten Haufenfülle war, die sie arbeitslos machte, weil die Gesellschaft die Grundwerte der Zivilisation und Kultur und ihre richtungweisenden Prinzipien von der abgerutschten Werte- und Prinzipienlosigkeit weder anvisierte noch erkannte noch unterschied oder aus dem dekadent bequemen Gewohnheitsphlegma mit den gesellschaftlich entarteten, virulenten und anderswie aufgesetzten vorteilheischenden Opportunismen nicht unterscheiden wollte. Klar war die weitere Ableitung, dass die Negativfolgen in ihrem Ausmaß nicht abzuschätzen waren.
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