Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 2,0, Universität Hamburg (Institut für Germanistik II), Veranstaltung: Von komplizierten Geschichten und unzuverlässigen Erzählern: ,Mind-Bender' im aktuellen Mainstreamkino, Sprache: Deutsch, Abstract: Als Erzähler gilt "[i]n narrativen Texten diejenige Instanz, die die Information über die erzählte Welt vermittelt". Doch nicht immer vermittelt diese Instanz die Wahrheit. Narrative Unzuverlässigkeit gilt "als ein der Ironie verwandtes, widersprüchliches Erzählverhalten". Es ist "bereits in der antiken Romanliteratur zu finden" und dementsprechend in der Literaturwissenschaft ausgiebig untersucht worden. Auch im Film gibt es "Erzähler, deren Behauptungen, zumindest teilweise, als falsch gelten müssen mit Bezug auf das, was in der erzählten Welt der Fall ist." Filmcharaktere können Informationen verschweigen, und sie können lügen. Doch auch die Vorstellung der Filmkamera als neutraler Vermittlungsinstanz der erzählten Welt muss hinterfragt werden. Im Rahmen dieser Arbeit soll dargelegt werden, welche filmtypischen Formen des unzuverlässigen Erzählens existieren und wie sich diese analysieren und kategorisieren lassen. Anhand eines konkreten Analysebeispiels soll zudem gezeigt werden, wie es unzuverlässig erzählenden Filmen gelingt, das Publikum in die Irre zu führen - und wie das Publikum dies anhand typischer "Markierungen" hätte bemerken können. Angelehnt an den im Rahmen des Seminars erarbeiteten "Mind-Bender"- Begriffs handelt es sich bei möglichen zu analysierenden Filmen um kommerziell erfolgreiche bzw. ausgerichtete Kinofilme, die den Zuschauer kognitiv herausfordern, ohne ihn zu überfordern. Die Herausforderung des Zuschauers wird typischerweise durch die Verwendung der narrativen Techniken des nonchronologischen, unzuverlässigen und/oder metaleptischen Erzählens hergestellt, gegen Ende des Films erfolgt jedoch eine lückenlose Aufklärung aller im Laufe des Handlungsverlaufs konstruierten Unklarheiten. Der Film "Lucky Number Slevin" erfüllt diese Voraussetzungen durch seine über weite Strecken analeptische und elliptische sowie durchgehend hochgradig unzuverlässige Erzählstruktur. Bei unzuverlässig erzählenden Filmen, die gegen Ende auf eine für den Zuschauer überraschende Auflösung zusteuern, unterscheidet sich die Erstrezeption fundamental von möglichen Folgerezeptionen. Wenn in dieser Arbeit vom Zuschauer oder Rezipienten die Rede ist, ist damit zu jeder Zeit ein prototypischer Erstrezipient ohne handlungs- oder figurenspezifisches Vorwissen gemeint.
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