Über Sehnsüchte und Ängste in Zeiten des Übergangs Wozu festhalten an Idealen und Werten? Ist doch alles falsche Romantik, also weg damit! Basarow, Medizinstudent aus Petersburg, ist Nihilist und als solcher Teil einer radikal-liberalen Jugendbewegung. Als er seinen Freund Arkadij auf dessen Heimreise zum väterlichen Gut begleitet, verliebt er sich in die junge Witwe Anna, was ihn existenziell erschüttert. Sollten die alten Wahrheiten, die Wahrheiten der Väter, etwa doch noch gelten? Dies herauszufinden, offenbart sich Basarow nur ein einziger vernünftiger Weg: erst Konfrontation, dann Kollision.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2018„Er ist Nihilist, Onkelchen“
Gert Westphal inszeniert Turgenjew
Das Klavier spielt, einer fragt, ob noch immer nichts zu sehen sei und gleich erklärt die freundliche Erzählerstimme, dass der rundliche, fast weißhaarige Besitzer eines kleinen Gutes im mittleren Russland auf dem Bänkchen vor der Poststation wartet. Endlich trifft ein Reisewagen von Petersburg kommend ein. Der Alte begrüßt seinen Sohn und dessen Studienfreund Basarow. Sie werden einige Zeit auf dem Lande verbringen und die freundliche Atmosphäre mit Meinungen vergiften, die in der Hauptstadt gerade Mode sind. Man kann sich keinen zuvorkommenderen Erzähler vorstellen als den in Iwan Turgenjews Roman „Väter und Söhne“. Er stellt Figuren vor, entwirft Szenerien.
Folgerichtig spielt der Erzähler im Turgenjew-Hörspiel, das der Bayerische und der Saarländische Rundfunk 1974 produzierten, eine tragende Rolle. Ihn sprach der Regisseur: Gert Westphal. Doch der Hörer hat – wie der Leser des Romans – nicht lange Gelegenheit, sich behaglich einzukuscheln. Das intellektuelle und seelische Drama des Landaufenthalts verhindert es. Die Studenten nennen sich selbst „Nihilisten“, nichts Tradiertes ist ihnen heilig, vor allem Basarow hält es mit dem Fortschritt und einer Aufklärung, die Romantik, Poesie, Liebe nach ihrer Nützlichkeit befragt – und in ihnen Störfaktoren sieht. Zwei Weltsichten prallen aufeinander, grandios inszeniert, man möchte sofort mitstreiten.
JBY
Iwan Turgenjew: Väter und Söhne. Hörspiel. Mit Gert Westphal, Siegfried Lowitz, Mechthild Großmann u.a. Regie: Gert Westphal. Der Hörverlag, München 2018. 2 CDs, 95 Minuten, 20 Euro.
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Gert Westphal inszeniert Turgenjew
Das Klavier spielt, einer fragt, ob noch immer nichts zu sehen sei und gleich erklärt die freundliche Erzählerstimme, dass der rundliche, fast weißhaarige Besitzer eines kleinen Gutes im mittleren Russland auf dem Bänkchen vor der Poststation wartet. Endlich trifft ein Reisewagen von Petersburg kommend ein. Der Alte begrüßt seinen Sohn und dessen Studienfreund Basarow. Sie werden einige Zeit auf dem Lande verbringen und die freundliche Atmosphäre mit Meinungen vergiften, die in der Hauptstadt gerade Mode sind. Man kann sich keinen zuvorkommenderen Erzähler vorstellen als den in Iwan Turgenjews Roman „Väter und Söhne“. Er stellt Figuren vor, entwirft Szenerien.
Folgerichtig spielt der Erzähler im Turgenjew-Hörspiel, das der Bayerische und der Saarländische Rundfunk 1974 produzierten, eine tragende Rolle. Ihn sprach der Regisseur: Gert Westphal. Doch der Hörer hat – wie der Leser des Romans – nicht lange Gelegenheit, sich behaglich einzukuscheln. Das intellektuelle und seelische Drama des Landaufenthalts verhindert es. Die Studenten nennen sich selbst „Nihilisten“, nichts Tradiertes ist ihnen heilig, vor allem Basarow hält es mit dem Fortschritt und einer Aufklärung, die Romantik, Poesie, Liebe nach ihrer Nützlichkeit befragt – und in ihnen Störfaktoren sieht. Zwei Weltsichten prallen aufeinander, grandios inszeniert, man möchte sofort mitstreiten.
JBY
Iwan Turgenjew: Väter und Söhne. Hörspiel. Mit Gert Westphal, Siegfried Lowitz, Mechthild Großmann u.a. Regie: Gert Westphal. Der Hörverlag, München 2018. 2 CDs, 95 Minuten, 20 Euro.
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Die neue Übersetzung dieses kleinen, gigantischen Buchs stammt von Ganna-Maria Braungardt und zeichnet sich durch eine schöne, nie forcierte Natürlichkeit des Tons aus. Ronald Pohl Der Standard 20180108