Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Georg-August-Universität Göttingen (Seminar für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Hauptseminar: Gotthold Ephraim Lessing, Sprache: Deutsch, Abstract: Lessings 1759 erschienene einaktige Tragödie Philotas „[...] gehört in die Reihe jener Dramen, in denen Lessing auf ästhetische Weise das Geschehen des Siebenjährigen Krieges reflektiert, indem er – meist antike Stoffe aufgreifend – die heroische Verhaltensdisposition problematisiert.“ Neben der Kritik am Heroismus steht, wie in vielen anderen Dramen Lessings auch, ein Vater-Kind-Konflikt im Vordergrund. Sind es sonst Töchter wie Emilia oder Sara, die sich mit einer bestimmten patriarchalen Ordnung auseinandersetzen müssen und an denen Lessing familiäre Binnenkonflikte zu zeigen versucht, skizziert er im Philotas den Konflikt eines in Kriegsgefangenschaft geratenen jungen Prinzen, „[...] der das Erwachsenwerden und damit die Ablösung vom Vater zum Zentrum hat.“ Lessing unternimmt also mit der Thematisierung dieses Vater-Sohn-Konfliktes einen Brückenschlag zwischen den Bereichen politisch-öffentlich und familiär-privat, um sein Postulat der Aufklärung der vorherrschenden Helden- und Kriegseuphorie Friedrichs II. gegenüberzustellen: „Ermöglicht wird diese Verbindung durch eine Privatisierung des Ideenkonflikts: der Gegensatz Aufklärung/Heroismus wird einer Vater-Sohn-Beziehung zugeordnet.“ Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, die besonderen Vater-Sohn-Konstellationen der dramatis personae im Stück herauszuarbeiten und deren dramaturgische Konzeption zu untersuchen. Das Augenmerk wird dabei auf der besonderen Konfiguration liegen, da Lessing nur vier Figuren auch wirklich auf der Bühne auftreten lässt, obgleich weitaus mehr die Handlung bestimmen. Dabei muss neben der auffällig hohen Anzahl von backstage characters, der speziellen Überkreuzsituation der Figuren Beachtung geschenkt werden. Am Anfang der Betrachtungen steht die Analyse der dramentechnischen Ausgangssituation und der symmetrischen Konzeption des Stückes. Anschließend werden die einzelnen Rollen der Väter und die des einzigen auftretenden Sohnes, Philotas, dargestellt und dessen Gebaren als Sohn und Prinz analysiert. Zudem wird bei den folgenden Untersuchungen auch immer der Frage nachzugehen sein, wie Lessing es dramaturgisch zu leisten vermag, Philotas als „schönes Ungeheuer“ darzustellen und damit ein Psychogramm eines übersteigerten Heldenethos zu zeichnen.