"Der allerbeste Vater ist der tote Vater, der Vater im Himmel. Jetzt kann er mir nicht mehr im Weg stehen, ihn zu lieben." Inna Kamenarova, im Bulgarien der 1960er-Jahre geboren und nach der politischen Wende in die Schweiz emigriert, macht sich nach dem überraschenden Tod ihres Vaters auf den Weg in ihr Heimatland. Die Reise zu seiner Beerdigung wird für sie zur Rekapitulation ambivalenter Beziehungen, jener zum autoritären Vater sowie jener zur vom totalitären Regime gebeutelten Heimat. Diese Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend unter der Strenge des Vaters und des Regimes dringen während der Reise ins Städtchen Neblisch in die Gegenwart. In atmosphärisch dichten Szenen erzählt Evelina Jecker Lambreva zärtlich von einer wilden, unberührten Natur, einem Volk, dessen Erfindungsreichtum im Kampf gegen Armut und Unterdrückung nicht zu überbieten ist, und von Begegnungen mit Menschen, die die stets politisch induzierte Tragödie ihres Landes gekonnt zu hintertreiben wissen. Vaters Land ist eine liebevolle und dennoch nichts beschönigende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eines einzelnen Schicksals und eines gesamten Landes.