Von einem steilen Aufstieg, gefolgt vom tiefen Fall, erzählt die Biografie des spätgotischen Bildschnitzers Veit Stoß (1445/1450–1533): Nach vagen Anfängen in Nürnberg begründete er seinen künstlerischen Ruhm mit einem Meisterwerk, dem Marienaltar in Krakau, das ihm Wohlstand einbrachte. Doch zurück in der fränkischen Reichsstadt beging er einen folgenschweren Fehler: Er wurde der Urkundenfälschung angeklagt. Die Gnade des Rates bewahrte ihn vor dem Feuertod – allein seine große Begabung hatte ihm das Leben gerettet. Nach Jahren der gesellschaftlichen Ächtung und Rehabilitierung gelang ihm eine zweite künstlerische Hochphase mit internationalem Ruhm. Die Biografie erzählt von dem wechselvollen Leben und grandiosen Werk des Künstler-Unternehmers Veit Stoß und bietet spannende Einblicke in das reichsstädtische Nürnberg der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.06.2017NEUE TASCHENBÜCHER
Veit Stoß – Zocker
und Bildhauer
Geldgeschäfte sollten Künstler Leuten überlassen, die sich damit auskennen. Sonst büßen sie’s bitter. Der Bildhauer Veit Stoß, weit über Nürnberg hinaus bekannt und von Kaiser Maximilian I. selbst geschätzt, wäre mit einem blauen Auge davongekommen, hätte er sein Risikoinvestment verloren gegeben. Allein er zockte weiter – mit einem gefälschten Schuldbrief. Zur Strafe ließen ihm die Nürnberger Ratsherren mit einem glühenden Eisenstab die Wangen durchbohren. Zimperlich war man nicht zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Stoß war schändlichst gebrandmarkt. Doch als Künstler blieb er gefragt. Sein bewegtes Leben und seine bildhauerische Meisterschaft beschreibt die Kunsthistorikerin Inés Pelzl in der Reihe „Kleine bayerische Biografien“. Der Kaiser setzte sich für Stoß’ Rehabilitierung ein, er ließ ihn für sein Innsbrucker Grabmal engagieren. Stoß Skulpturen hatten Konjunktur. Er wusste, wie Pelzl schreibt, „vor allem die Sehbedürfnisse der Gläubigen zu befriedigen“. Obwohl ihm die Nürnberger Zünfte und mancher zahlungsunwillige Auftraggeber das Leben schwer machten, war Stoß recht vermögend, als er im Jahr 1533 starb.
RUDOLF NEUMAIER
Inés Pelzl: Veit Stoß. Künstler mit verlorener Ehre. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2017. 149 Seiten, 12,95 Euro.
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Veit Stoß – Zocker
und Bildhauer
Geldgeschäfte sollten Künstler Leuten überlassen, die sich damit auskennen. Sonst büßen sie’s bitter. Der Bildhauer Veit Stoß, weit über Nürnberg hinaus bekannt und von Kaiser Maximilian I. selbst geschätzt, wäre mit einem blauen Auge davongekommen, hätte er sein Risikoinvestment verloren gegeben. Allein er zockte weiter – mit einem gefälschten Schuldbrief. Zur Strafe ließen ihm die Nürnberger Ratsherren mit einem glühenden Eisenstab die Wangen durchbohren. Zimperlich war man nicht zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Stoß war schändlichst gebrandmarkt. Doch als Künstler blieb er gefragt. Sein bewegtes Leben und seine bildhauerische Meisterschaft beschreibt die Kunsthistorikerin Inés Pelzl in der Reihe „Kleine bayerische Biografien“. Der Kaiser setzte sich für Stoß’ Rehabilitierung ein, er ließ ihn für sein Innsbrucker Grabmal engagieren. Stoß Skulpturen hatten Konjunktur. Er wusste, wie Pelzl schreibt, „vor allem die Sehbedürfnisse der Gläubigen zu befriedigen“. Obwohl ihm die Nürnberger Zünfte und mancher zahlungsunwillige Auftraggeber das Leben schwer machten, war Stoß recht vermögend, als er im Jahr 1533 starb.
RUDOLF NEUMAIER
Inés Pelzl: Veit Stoß. Künstler mit verlorener Ehre. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2017. 149 Seiten, 12,95 Euro.
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