Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Philologisches Institut, Deutsches Seminar), Veranstaltung: Proseminar Historische Semantik , Sprache: Deutsch, Abstract: âventiure? waz ist daz? So lautet die Frage, die der wilde Mann dem Ritter Kalogrenant in Hartmanns von Aue Artusroman Iwein stellt. Die vorliegende Arbeit tut es dem wilden Mann insofern gleich, dass auch sie nach der Bedeutung von âventiure fragt, allerdings wird sie sich im Gegensatz zum Iwein nicht nur um eine Definition des Begriffs auf synchroner Ebene bemühen, sondern die Diachronie des Begriffes einer genauen Analyse unterziehen. Da sich die Bedeutungsentwicklung eines Ausdruckes immer nur aus den einzelnen Stationen seiner Bedeutung nachvollziehen lässt, wird natürlich auch eine Untersuchung des Bedeutungsspektrums von âventiure im Mittelhochdeutschen unternommen werden. Man könnte Kalogrenants Frage für die vorliegende Arbeit, die das Thema in semasiologischer Verfahrensweise bearbeiten wird, folgendermaßen präzisieren: âventiure? Was ist das geworden bzw. wie und über welche Stationen ist das geworden, was es im Mittelhochdeutschen ist? Diese Fragestellung verlangt es zunächst zum Ursprung des Begriffes âventiure zurückzukehren, so dass der erste Teil der Analyse das lateinische adventura in den Fokus des Interesses rücken wird (1.). Dabei wird zu klären sein, von welchem Wort adventura abstammt, um was für eine Form es sich dabei handelt und welche Bedeutung sich daraus ergibt. Im Folgenden wendet sich die Untersuchung dem Nachfolger des lateinischen adventura, dem altfranzösischen aventure zu (2.). In diesem zweiten Teil der Analyse wird zunächst die Bedeutungen des Begriffes aventure aus seinem lateinischen Vorgänger hergeleitet (2.1), bevor dann die Verwendung des Begriffs bei Chrétien de Troyes einer näheren Untersuchung unterzogen wird (2.2). Dabei wird zu zeigen sein, wie Chrétien zum einen die Bedeutung des Begriffes für seine Zwecke nutzbar macht (2.2.1) und zum anderen, welche Bedeutungsvariante er mit aventure noch nicht ausdrückt (2.2.2). Im dritten Teil der Analyse wird anschließend auf den mittelhochdeutschen Begriff der âventiure einzugehen sein (3.), der anhand von Werken der hochhöfischen Dichtung (um 1200) erschlossen wird. Dabei wird zum einen dargelegt, welche Bedeutungen der Begriff als französisches Lehnwort ins Mittelhochdeutsche transportierte (3.1), und zum anderen gezeigt, welche andere Hauptbedeutung zum Begriff der âventiure hinzutrat und wie sich diese weiter differenzierte (3.2). (...)