Der 1. April 1940 sollte kein guter Tag für Marie W. und Lilly R. werden. Plötzlich steht die Polizei vor ihrer Tür. Die Nachbarn haben sie verpfiffen oder - wie es auf wienerisch heißt - vernadert. Beide werden festgenommen, weil sie "in dringendem Verdachte stehen, widernatürlichen Verkehr gepflogen zu haben". So steht es in einem Vermerk der Kriminalpolizeileitstelle Wien. Anders als in Deutschland, wo lesbische Liebe nicht strafrechtlich verfolgt wurde, gab es in Österreich seit 1852 den §129I, der schweren Kerker von einem bis fünf Jahren bei "Unzucht zwischen Personen gleichen Geschlechts" vorsah. Anhand zahlreicher Strafakten, Gerichtsprotokolle und Zeugenaussagen hat die Historikerin Claudia Schoppmann zehn Einzelschicksale herausgegriffen. In lebendig erzählten Porträts läßt sie Frauen zu Wort kommen, die bisher geschwiegen haben, und macht ein bis heute verdrängtes Kapitel der Homosexuellenverfolgung sichtbar.
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