Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: 2, Pädagogische Hochschule Weingarten (Institut für Geschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Als die Ausstellung „Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ 1995 durch das Hamburger Institut für Sozialforschung zusammengestellt wurde und auf Reise durch die Bundesrepublik ging, entbrannte eine hitzige Debatte in der Gesellschaft ob und auf welche Weise Angehörige der deutschen Wehrmacht an Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs beteiligt waren. Zum ersten Mal in der Geschichte der BRD gerieten einfache Angehörige der Wehrmacht – die „Landser“ – in den Verdacht, nicht nur an den verschiedenen Fronten gekämpft zu haben, sondern auch an Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung und sonstigen Gräueltaten beteiligt gewesen zu sein oder doch zumindest davon gewusst zu haben. Der Mythos vom tapferen deutschen Soldaten, der mit einer „weißen Weste“ aus dem Krieg nach Hause kam, war zerstört. Dass diese Ausstellung solch emotionale Debatten in Politik und Gesellschaft auslöste, gar zu Demonstrationen in den einzelnen Ausstellungsstädten führte, verwundert aber nicht. Nicht die Schuld oder Unschuld einzelner NS-Größen, sondern die Schuldfrage von rund 20 Millionen Angehörigen der Wehrmacht wurde gestellt. Über 50 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands stellte sich nun die Frage, welchen Anteil die Großvätergeneration an den verbrecherischen Taten, die im Namen Hitlers begannen wurden, hatte. Dieses Mal befanden sich nicht die Angehörigen der SS oder anderen NS-Organisationen auf der Anklagebank, sondern jene Großväter, die als Soldaten der Wehrmacht in den Krieg ziehen mussten. Auf diese Weise war so praktisch jede Familie von der Diskussion betroffen. Die Erzählungen des eigenen Vaters oder Großvaters wurden urplötzlich, nach so langer Zeit, in Frage gestellt.