Es ist ein recht ungewöhnlicher Roman, in vielerlei Hinsicht. Sehr offen, sehr intensiv, sehr talentiert und gekonnt geschrieben. Lesenswert.
Klappentext beschreibt die Eckpunkte der Geschichte recht gut: „Ottila McGregor möchte glücklich werden und zwar verdammt perfekt und furchtbar glücklich. So
erklärt sie es ihrem Therapeuten. Noch aber hat sie eine zerstörerische Affäre mit ihrem Chef,…mehrEs ist ein recht ungewöhnlicher Roman, in vielerlei Hinsicht. Sehr offen, sehr intensiv, sehr talentiert und gekonnt geschrieben. Lesenswert.
Klappentext beschreibt die Eckpunkte der Geschichte recht gut: „Ottila McGregor möchte glücklich werden und zwar verdammt perfekt und furchtbar glücklich. So erklärt sie es ihrem Therapeuten. Noch aber hat sie eine zerstörerische Affäre mit ihrem Chef, verschickt nachts verzweifelte Nachrichten, nur um es hinterher zu bereuen, und trinkt zu viel. Viel zu viel. Um den Tod ihres Vaters zu vergessen, und dass sie ihre Schwester im Stich gelassen hat.
Bis sie Thales begegnet und sich verliebt. Aber er ist nicht die Lösung der Probleme. Im Gegenteil, mit ihm fängt die Auseinandersetzung erst an.
„Verdammt perfekt und furchtbar glücklich“ ist eine mitreißende Tragikomödie der Generation Smartphone.“
Nach den ersten paar Seiten kam der Gedanke: Die Autorin ist sehr talentiert. Gekonnt schmeißt sie das beinah verwirkte Leben der Protagonistin den Lesern vor die Füße. Diese Ironie, manchmal sehr frech, ja makaber, diese Abgeklärtheit! So treffend wie schon fast beängstigend, wie auch das gesamte Bild.
Wir erleben Ottilia, eine junge, attraktive Frau, ein Jahr lang, in dem sie versucht, ihre Alkoholabhängigkeit zu besiegen. Ihre Neurosen, alkoholbedingten Eskapaden stehen einem in all ihrer Pracht lebendig vor Augen wie auch die depressiven Phasen. Man sieht, es ist keine einfache Aufgabe, die sie sich gestellt hatte. Da ähnelt sie dem Baron Münchhausen, der sich an den Haaren aus dem Sumpf herauszuziehen versucht.
Die Vielfalt der Erzählformen ist ungewöhnlich und beeindruckend. Man liest oft die E-Mails, SMS zw. Ottilia und ihrer Mutter, zw. Ottilia und ihrer Schwester, Ottilia und ihrem neuen Freund Thales usw. Zudem wurden mehrere Dialoge zwischen ihr und ihrer Therapeutin in dieser Form ausführlich wiedergegeben. Ihre Einträge ins Kleine Buch vom Glück, in denen Ottilia mit diesem Buch spricht und ihm ihre intimsten Gedanken anvertraut, sind auch des Öfteren da.
So entsteht nach und nach das volle Bild des Lebens der Großstadtneurotiker, denn Ottilia erzählt auch die Geschichte ihrer Freunde, ihrer Familie, ihrer Schwester, der es nicht gutgeht und keiner ihr helfen kann. Der heutigen englischen Gesellschaft wird Spiegel vors Gesicht gehalten. Das schaut alles andere als gesund und rosig aus.
Das macht nachdenklich. Da ist man dabei, eigene Schlüsse zu ziehen. Man versucht, sich zu erklären, warum dies so ist, wie es ist. Warum sehen die jungen Menschen keine Perspektive und sind dabei, ihr Leben vor die Hunde zu werfen, in dem sie Trost oder Flucht aus ihrer vertrackten Situation in Drogen und Alkohol suchen? DA kommen viele gute Antworten zusammen.
Über die Themen wie: Was ist eine glückliche Familie? Was ist Glück überhaupt? Was ist Liebe? uvm, wurde intensiv nachgedacht. Versuch einer Definition des Glücks findet man zum Schluss. Dazwischen gibt es, in regelmäßigen Abständen, viele Zitate zum Thema von bekannten Denkern.
Dieser Roman ist schon ein starkes literarisches Werk über das Leben der heutigen jüngeren Generation: völlig desorientiert, ziellos umhertreibend wie Schiffsbrüchige auf dem rauen hohen See. Wenn man auch ihre Eltern anschaut, da sieht es nicht viel besser aus. Ottilias Mutter ist ein Paradebeispiel dafür. So grotesk sie auch dargestellt wurde, so traurig und wahr erscheint dieses Bild. Sie kann ebenso wie Ottilia als Archetyp ihrer Generation dienen.
Man erlebt auch das Ende dieses turbulenten Jahres. Ein schönes, gutes Ende. Eine kleine Stoikerin ist die Protagonistin, wie auch ihre Mutter, musste ich zum Schluss denken. Aber dieser permanente Seelenstriptease in dieser Intensität ist schon recht anstrengend.
Vier hell leuchtende Sterne und eine Leseempfehlung.