Während Tausende junge Menschen auf der Suche nach neuen Möglichkeiten in Städte ziehen, kehrt die Erzählerin, die als Autorin und Journalistin arbeitet, aus dem Ausland in ihr Heimatdorf zurück. Von einem Tag auf den anderen entscheidet sie sich, den Hof ihrer Mutter zu übernehmen und diesen unter Nutzung althergebrachter Methoden des ökologischen Landbaus zu retten. Hin- und hergerissen zwischen der ach so kosmopolitischen Metropole Berlin und dem scheinbar altmodischen, traditionellen slowenischen Landleben beginnt die Erzählerin allmählich, ihre Annahmen und Vorstellungen zu hinterfragen. Im Dorf lachen alle über ihre neue Berufswahl. Selbst ihre Großmutter zweifelt daran, dass sie dem Job gewachsen ist. Doch mit der Zeit lernt die Erzählerin, mit allen möglichen Herausforderungen – die mitunter sprachlichen Untiefen der staatlichen Bürokratie, der Kauf von Landwirtschaftsmaschinen, Unwägbarkeiten des Wetters und der Natur und die Folgen des Klimawandels – auf ihre eigene Art und Weise umzugehen. Humorvoll und mit poetischer Raffinesse hinterfragt Nataša Kramberger in ihrem Roman die vermeintlichen Widersprüche – körperliche und geistige Arbeit, archaisches Land und die moderne Urbanität, nachhaltige und herkömmliche Landwirtschaft – und erforscht kritisch und selbstironisch die Rollenbilder, die beide Lebenswelten prägen, den Sexismus und die Skepsis, denen sich die Erzählerin ausgesetzt sieht, und nicht zuletzt die Beziehung zwischen Mensch und Natur. In Slowenien wurde der Roman auch von der Bewegung "Fridays for Future" sehr breit aufgenommen, die Autorin nahm aktiv an Klimastreiks teil und las im Rahmen dieser Auszüge aus ihrem Buch.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Natürlich hätte Nataša Kramberger ihren autofiktionalen Roman über eine slowenische Schriftstellerin und Ökobauerin auch ganz konventionell erzählen können. Rezensent Jörg Plath ist jedoch überaus erfreut, dass sich die Autorin in "Verfluchte Misteln" für ein ganz anderes, heißt: fragmentarisches, diskontinuierliches, von Redundanzen geprägtes - genauer gesagt: rhythmisiertes Erzählen entschieden hat. Ja, selbst vor Mythologie und übernatürlichen Erscheinungen schrecke Kramberger nicht zurück. Andernfalls wäre die Geschichte über eine junge Frau, die in Berlin gegen Investoren und in Slowenien gegen Misteln, Frost und Bürokraten ankämpft, wahrscheinlich übersichtlicher gewesen, aber eben auch sehr viel uninteressanter und sehr viel weniger unterhaltsam als dieses kleine Kunstwerk, so der hingerissene Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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