Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Deutsches Institut), Veranstaltung: Heinrich von Veldeke: Eneasroman, Sprache: Deutsch, Abstract: Der epische Dichter Vergil sorgte mit seinem römischen Nationalepos, das zwischen 29 und 19 v. Chr. entstand und dem er den Namen ‚Aeneis‘ gab, dafür, dass im Verlauf der deutschen Geistesgeschichte stets „der Bezug auf Roms Recht und Rede; auf Roms Reich und Regiment allenthalben mit Händen zu greifen“ war. Das Werk erzählt in einer inhaltlichen Zweiteilung die Geschichte des Helden Aeneas; im ersten Teil (Buch 1-6) von dessen Irrfahrten, dem verhängnisvollen Aufenthalt in Karthago und vom Aufbruch nach Latium, im zweiten Teil (Buch 7-12) von der dortigen Kriegführung und dem folgenden Landgewinn. Es ist erkennbar, dass Vergil sich in der Erzählkonzeption bei Homers Werk der ‚Odyssee‘ bedient um die politische Größe Roms zu seiner Zeit unter Kaiser Augustus in eine mythische Geschichtstradition einzubetten. Im Protagonisten Aeneas erfüllt sich durch alle Schwierigkeiten hindurch der vorbestimmte Götterwille der Gründung Roms, er selbst gerät zum idealen Paradigma eines Römers. Im Mittelalter nun gilt Vergil bei solchen, die in den Genuss einer klerikalen Schulausbildung kommen, als absoluter Pflichtautor. Die Gründe dafür liegen allerdings weniger bei der vermittelten nationalrömischen Idee, sondern mehr bei der verwendeten epischen Dichtungsform. Zum einen fasziniert die mittelalterlichen Rezipienten die verhüllende Darstellungsform des Werkes, die allegorisch gedeutet wird und somit den Weg des Helden als philosophischen Weg durch die verschiedenen Lebensalter bis zur Weisheit versteht. Zum anderen setzt Vergils Dichtkunst qualitative Maßstäbe. Ein Beispiel hierfür ist der Beginn des Werkes: „Die ‚Aeneis‘ springt, antiker epischer Konvention folgend,medias in res;sie beginnt mit dem Seesturm, der Aeneas an Karthagos Küste verschlägt; die Vorgeschichte wird vor allem in Aeneas‘ Erzählungen bei Dido nachgeholt (ordoartificialis).“ Durch die mittelalterliche Rezeption und Bearbeitung der ‚Aeneis‘ erfährt das Werk strukturelle und inhaltliche Veränderungen, am stärksten und offensichtlichsten ist das erstmals 1160 der Fall, als ein unbekannter Kleriker am anglonormannischen Hofe Heinrichs II. Plantagenet und Eleonores von Poitou seinen altfranzösischen ‚Roman d’Eneas‘ vollendet.