Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Philipps-Universität Marburg, Veranstaltung: Hauptseminar '1968 und die Literatur', Sprache: Deutsch, Abstract: Arabische Terroristen von unerbittlicher Härte und ohne Kompromissbereitschaft, mit Hand-granaten gerüstet, gefesselte Geiseln mit entsicherter Waffe bedrohend; deutsche Politiker als Unterhändler, Polizei und Bundesgrenzschutz zum Sturmangriff entschlossen. Bei der Flug-zeugentführung nach Mogadischu war es ähnlich den schlimmen Anschlägen bei den Olym-pischen Spielen 1972 in München zu bisher in Deutschland nicht gekannten Terroranschlägen gekommen. Die beiden einzigen politischen Terrorfälle der Bundesrepublik, die bislang mit Polizeigewalt bewältigt wurden, dokumentieren Weg und Wende in der Bekämpfung der Polit-Kriminalität und die negativsten Schlagzeilen in der Bewegung der ’68er. In Mogadischu wurden alle 86 Geiseln befreit, drei der vier Terroristen kamen ums Leben. Friedrich Christian Delius widmet sich in seinem Roman „Mogadischu Fensterplatz“ dieser 1977 verübten Entführung der Lufthansa-Maschine ‚Landshut’. Mit dem 1984 veröffentlichten Roman soll sich die vorliegende Arbeit beschäftigen und he-rausfinden, wie die Geschehnisse in diesem Roman verarbeitet wurden. Dabei soll nach einem kurzen geschichtlichen Abriss der Geschehnisse von 1977 ein Blick in die Literaturwelt ge-wagt werden und ein Vergleich der Kritiken einiger großen Zeitungen gezogen werden. In einer genauen Gegenüberstellung wird Wert darauf gelegt, Aussagen des Romans mit de-nen der tatsächlichen Geiseln zu vergleichen und so herauszufinden, ob Delius seinem Werk Originalaussagen zugrunde legt. Hat die fiktive Figur der Andrea Boländer Ähnlichkeiten mit einer realen Person? Im zweiten Teil der Arbeit wird dann ein Schwerpunkt auf die inhaltliche Analyse von ‚Mo-gadischu Fensterplatz’ gelegt. Hierbei sollen die Techniken der Ich-Erzählung, die gedankli-chen Monologe der Protagonistin und die Vermischung der Täter- und Opferrollen genauer beleuchtet werden. Bei Letzterem soll geklärt werden, inwiefern die Täterrollen der Terroris-ten mit den Opferrollen der Passagiere vermischt werden und so nicht selten unsicher ist, wer eigentlich Täter und wer Opfer ist. Das widersprüchliche Verhältnis von Gewalt und schlech-tem Gewissen beim Terroristenführer Jassid soll abschließend untersucht werden. Da es sehr wenig wissenschaftliche Literatur in diesem Bereich gibt, werden auch TV-Berichte aus verschiedenen Dokumentationen und der Tagesschau herangezogen, die zeitge-nössische Augenzeugenberichte der tatsächlichen Geiseln beinhalten.