In vielen Entscheidungssituationen ist der Mensch mit seinem sogenannten gesunden Menschenverstand oft überfordert. Dies kann an der Unsicherheit der Zukunft oder an der Komplexität der Entscheidungssituation liegen. Vor diesem Hintergrund sind viele Entscheidungsregeln entwickelt worden, um die Qualität der Entscheidungen zu erhöhen. Betrachten wir die psychologische Perspektive, so kalkulieren Menschen im Allgemeinen bei der Frage, welche Entscheidung sie treffen sollen, nicht so, wie es die Entscheidungsregeln vorschreiben. Sie beurteilen Situationen und wählen Optionen im Rahmen ihrer beschränkten kognitiven Kapazität sowie auf der Basis ihrer Erfahrungen und Ziele. Betrachtet man diese zwei Grundrichtungen der Entscheidungsfindung, so kann zwischen einer präskriptiven und einer deskriptiven Entscheidungstheorie unterschieden werden. Präskriptiv ist eine Entscheidungstheorie, die es besagt, wie man sich verhalten bzw. welche Alternativen man wählen sollte, wenn man bestimmte Grundvoraussetzungen (Axiome) rationalen Denkens für richtig hält. Sie liefert formalisierte Regeln und Verfahren zur Strukturierung und Verarbeitung von Information und sieht ihre Aufgabe darin, Menschen bei schwierigen Entscheidungen zu unterstützen. Demgegenüber sieht die deskriptive Entscheidungsforschung ihre Aufgabe darin, das tatsächliche menschliche Entscheidungsverhalten zu beschreiben. Sie nutzt Daten aus der empirischen Beobachtung und leitet daraus Rückschlüsse auf das zukünftige Verhalten. Diese Daten sollen es ermöglichen, das reale Entscheidungsverhalten der Menschen zu verstehen, um auf dieser Grundlage dann Vorhersagen treffen und damit Entscheidungen verbessern zu können. Beide Ansätze sind nicht unabhängig voneinander zu betrachten. Einerseits bezieht sich die präskriptive Theorie durchaus auf reales, d.h. beobachtetes Verhalten. In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, zunächst das menschliche Verhalten im Bereich der Entscheidungen zu verstehen, bevor man die Entscheidungsfindung zu verbessern versucht. Andererseits kann deskriptive Forschung aus den präskriptiven Modellen "rationalen" Verhaltens neue Anregungen für empirische Fragestellungen gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist die Berücksichtigung beider Richtungen in der Betriebswirtschaft notwendig. Ziel der Arbeit ist demnach, das Wechselspiel von Präskription ("Wie sollten Entscheidungsprozesse verlaufen?") und Deskription ("Wie verlaufen Entscheidungsprozesse in der Realität?") deutlich zu machen.
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