Literarische und filmische Repräsentationen der skandinavischen Länder haben im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition, die von geographischer Nähe und kultureller Affinität sowie von heute weitgehend überwundenen politischen und militärischen Konflikten geprägt wurde. Mit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts hat in der deutschen Skandinaviendarstellung eine besonders produktive Phase eingesetzt. Dieser Band analysiert eine repräsentative Auswahl der zahlreichen (postmodernen) Romane und Filme, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind und sich kreativ mit dem europäischen Norden aus deutscher Perspektive auseinandersetzen. Zum einen werden dabei diese kulturellen Repräsentationen als Beiträge zu den in Zeiten der Globalisierung und des Klimawandels deutlichen Transformationen unterworfenen Diskursen von Nördlichkeit untersucht. Dabei gelangen sowohl imagologische Analysemethoden zur Anwendung als auch kulturwissenschaftliche Theorien zur Wahrnehmung und sozialen Gestaltung von Räumlichkeit, sowie Ansätze aus der Emotionsforschung, die zur Untersuchung sowohl der tradierten Charakterisierung des Nordens als epistemologischer Ort der Selbstfindung als auch der häufig mit Skandinavien assoziierten Melancholie herangezogen werden. Zum anderen wird die häufig unterschätzte Relevanz des (kolonialistischen) Skandinavienverständnisses als konstitutives Element deutscher Identitätspolitik untersucht und es wird der zentralen Frage nachgegangen, wie die traditionelle Wahrnehmung der nordischen Nachbarländer als die "fremde Heimat" (Thomas Mann) der Deutschen aus postkolonialistischer Perspektive bewerten werden sollte.
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