Wie gehen mittelalterliche literarische Werke und Sachtexte mit körperlicher und mentaler (Un-)Versehrtheit um? Die modernen Begriffe Verletzungen und Unversehrtheit eröffnen ein Themenfeld, dessen lexikalisch-semantische Aufarbeitung im vorliegenden Sammelband erstmalig versucht wird. Darüber hinaus bieten die interdisziplinären Beiträge philologische, theologische und medizinhistorische Ansätze mit Schwerpunkten auf den Bereichen Religion, Krieg und Kampf sowie minne. Es zeigt sich, dass geistliche Werke des Mittelalters eine eigentümliche Mischung von Hinweisen enthalten, die Verletzung etwa im Sinne der physischen Folter der Heiligen bejahen, und solchen, die Unversehrtheit positiv werten. Auch im weltlichen Bereich kann Verwundung einerseits als Auszeichnung, andererseits aber als Schmach gedeutet werden sowohl in physischer, kriegerischer Auseinandersetzung als auch im seelischen minne-Kampf. Der Sammelband bietet so ein facettenreiches Bild des mittelalterlichen Umgangs mit der anthropologischen Grundkonstante der Verwundbarkeit des Menschen.
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