Schon viel Positives hatte ich über die Netflix-Serie gehört, die auf der gleichnamigen Buchreihe von Bestsellerautorin R. Carr beruht – dementsprechend gespannt war ich auf die damit verbundene Lektüre, zumal ich Geschichten mit idyllischem Kleinstadt-Setting liebe. "Verliebt in Virgin River",
erschienen im Nov. 2020 bei HarperCollins, ist zwar bereits der 6. Band der Reihe, aber da die Handlung…mehrSchon viel Positives hatte ich über die Netflix-Serie gehört, die auf der gleichnamigen Buchreihe von Bestsellerautorin R. Carr beruht – dementsprechend gespannt war ich auf die damit verbundene Lektüre, zumal ich Geschichten mit idyllischem Kleinstadt-Setting liebe. "Verliebt in Virgin River", erschienen im Nov. 2020 bei HarperCollins, ist zwar bereits der 6. Band der Reihe, aber da die Handlung eine in sich geschlossene Geschichte darstellt, sah ich dies nicht als Hindernis.
Zur Handlung gibt es nicht viel zu sagen: Heißer, 38-jähriger Ex-Pilot trifft in malerischem Örtchen auf bildhübsche 25-jährige angehende Studentin. Beide finden sich attraktiv. The End. Das mag sehr vereinfacht klingen, doch darauf läuft es hinaus und damit sind wir auch schon beim Knackpunkt angelangt. Mir fehlte die Tiefe in dieser Geschichte, in jeglicher Hinsicht. Es ist ein netter Roman für zwischendurch, wirklich kein schlechtes Buch; auf bald 500 Seiten hätte ich mir allerdings viel, viel mehr erwartet. Mehr Emotionen bzw. eine gewisse Verbundenheit mit den Figuren.
Sowohl Shelby als auch Luke sind sympathische Hauptfiguren, daran gibt es nichts zu rütteln. Ich wünschte nur, man hätte sie besser kennengelernt/sie wären intensiver ausgearbeitet worden. Shelby wird darauf reduziert, wunderschön & unerfahren zu sein und ein gutes Herz zu haben, da sie einst aufopferungsvoll ihre kranke Mutter gepflegt hatte. Luke will keine Beziehung, weil er schlechte Erfahrungen damit gemacht hat. Seine weiteren Beweggründe (sich gegen eine feste Partnerschaft mir Shelby zu sperren) erschienen mir stimmig & sinnvoll; man konnte seine Gedanken gut nachvollziehen, ebenso die Reife, die er aufgrund des Altersunterschiedes Shelby voraushatte. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Leseerlebnis ein deutlich mitreißenderes gewesen wäre, wenn der Fokus der Story auf EIN Paar gelegt worden wäre. Stattdessen wird die Geschichte aus der Sicht eines allwissenden Erzählers wiedergegeben, der Einblick in die Gefühle ALLER Ortsbewohner/innen hat – und damit meine ich: Es war ein ständiges Hin und Her mit teilweise verwirrenden Übergängen innerhalb der Kapitel. Die Vielzahl an ausführlich eingebetteten Nebenfiguren & -plots ist erschlagend. Es war schlichtweg zu viel des Guten: neben Shelby & Luke gibt es Onkel Walt & Ex-Schauspielerin Muriel, Doc Mullins, Mel & Jack, Vanessa & Paul, Mike & Brie, Cheryl, Art, Cameron & Brandy/Abby, Lukes Brüder Sean & Aiden, seine Mutter Maureen, …
Die im Klappentext beschriebene Erwartung der weibl. Hauptfigur (dass sie im Grunde ihres Herzens eher auf schicke, gebildete Anzugträger steht) empfand ich als irreführend – dieser Gedanke wird genau ein einziges Mal erwähnt und nicht glaubwürdig untermauert, stattdessen geht es bald nur noch darum, dass sie & Luke einander anziehend finden. Aber warum, abgesehen von einem guten Aussehen? Das über die Optik hinausgehende, wahrhaftig verbindende Element fehlte mir.
Überraschend viele explizite Szenen lockerten den Roman etwas auf, wobei diese Würze die allgemeine Oberflächlichkeit nicht wettmachen konnte. Den Schreibstil der Autorin habe ich als angenehm empfunden - die Beschreibungen der Lokalität hätten gerne etwas detaillierter sein können, damit man die Natur und Virgin River noch bildlicher vor Augen hätte, waren aber okay. Einige der Dialoge fand ich enorm unrealistisch und bezweifle, dass jemand wirklich so reden würde. ("»Oh Bruder. Du bist hinter diesem Baby her und dabei so verspannt, dass du dir die Backenzähne noch flach schleifst. […]«")
Natürlich gab es auch etwas Gutes, z.B. das traumhafte, mit herbstlichen Elementen versehene Cover und die beschriebene Atmosphäre einer Kleinstadt.
Fazit: 3/5 Sterne. Aus meiner Sicht ist es eine gemütliche Lektüre zum Entspannen, allerdings kein Highlight, da die Vielzahl der Figuren und Nebenplots das wahre Kennenlernen der Hauptcharaktere unmöglich machten und mir insgesamt die emotionale Tiefe fehlte. Für Kenner und Fans der Fernseh-Serie is