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Mit Lessings Ringparabel seien die Juden in der deutschen Literatur angekommen. Die These belegt der israelische Germanist Jakob Hessing anhand von drei literaturgeschichtlichen Wegmarken, die jeweils auf ihre Weise vom Abschied einer gleichnishaften, auf die biblischen Ursprungstexte bezogenen Sprache der Juden künden. Der monotheistische Text und sein "totaler Machtanspruch", so Hessing, würden bereits bei Lessing aufgeweicht. In der Ringparabel wird zum Preis der Toleranz das Gleichnis vom auserwählten Sohn, dem der Ring gebührt, aufgegeben. Stattdessen gibt es drei Ringe, und der Mensch wird zum Schöpfer seines eigenen Gesetzes. In einem Parcours von Heinrich Heine über Franz Kafka bis Paul Celan lässt sich in diesem schmalen Essayband - etwas sprunghaft - nachvollziehen, wie die biblische Verheißung der Heimkehr im Laufe der Literaturgeschichte an Bedeutung verliert. Bereits in Kafkas Erzählung "Das Urteil" erscheint der Vater als "gnadenloser Despot", der sein Geschöpf nicht willkommen heißt, sondern zum "Tode des Ertrinkens" verurteilt. Endgültig heimatlos werden die Juden bei Paul Celan. Dass mit dem jüdischen Assimilierungsanliegen im neunzehnten Jahrhundert die deutsche Literatur überhaupt erst an Größe und Bedeutung gewann, hat der Literaturwissenschaftler Heinz Schlaffer vor Jahren in seiner "kurzen Geschichte der deutschen Literatur" gezeigt. Die Auseinandersetzung mit den Gleichnissen, so könnte man Hessing verstehen, war ihr fruchtbarster Nährboden. (Jakob Hessing: Verlorene Gleichnisse. Heine Kafka Celan. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011. 147 S., br., 19,95 [Euro].) teut
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