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Geschichte boomt. In der Popkultur wird selbst Michael Jackson zur historischen Figur. TV Events erreichen ein Millionenpublikum, gut gemachte historische Dokumentationen werden immer beliebter, multimediale Ausstellungen ziehen Hunderttausende an. Gleichzeitig warnen Geschichtswissenschaftler vor drohender Verflachung und Kommerz. Erleidet die Geschichtswissenschaft in der durch die Aufmerksamkeitsökonomie geprägten Mediengesellschaft Schiffbruch? Darf Geschichte in Deutschland unterhaltsam sein? Wolfgang Hardtwig beantwortet diese Fragen pointiert in dem ersten Band der neuen "Reihe…mehr

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Produktbeschreibung
Geschichte boomt. In der Popkultur wird selbst Michael Jackson zur historischen Figur. TV Events erreichen ein Millionenpublikum, gut gemachte historische Dokumentationen werden immer beliebter, multimediale Ausstellungen ziehen Hunderttausende an. Gleichzeitig warnen Geschichtswissenschaftler vor drohender Verflachung und Kommerz. Erleidet die Geschichtswissenschaft in der durch die Aufmerksamkeitsökonomie geprägten Mediengesellschaft Schiffbruch? Darf Geschichte in Deutschland unterhaltsam sein? Wolfgang Hardtwig beantwortet diese Fragen pointiert in dem ersten Band der neuen "Reihe Pamphletliteratur". Dabei geht es ihm nicht um die Verdammnis massenkultureller, medialer Tatsachen, sondern um die Frage, wie auch in der "Postmoderne" und dem damit angeblich verbundenen Postulat eines "anything goes" alte Werte der Geschichtsschreibung wie Erkenntnissuche, die Suche nach "Wahrheit" im wissenschaftlichen Sinne aktualisiert und als Qualitätsmaßstäbe für das bunte Treiben des Histotainments dienen können. Die Reihe Pamphletliteratur greift große, übergreifende Themen und Fragen auf. Engagiert und pointiert knüpfen die Autoren an die Tradition der neuzeitlichen Pamphletliteratur an - und schöpfen die sprachlichen Freiheiten dieses Genres voll aus.

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Autorenporträt
Wolfgang Hardtwig ist Professor für Neuere Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur politischen Kulturgeschichte. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Kultur- und Sozialgeschichte Deutschlands vom 16. bis 20. Jahrhundert sowie die Geschichte der Geschichtsschreibung und Geschichtstheorie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2010

Histotainment

Als Wolfgang Hardtwig vor einem Jahr die Rede zur Verabschiedung der Absolventen des Instituts für Geschichtswissenschaften der Berliner Humboldt-Universität hielt, sprach er zu jungen Historikern, die hoffen durften, bald eine Anstellung zu finden - als Historiker. Geschichte ist heute ein gewaltiges Geschäft, für Buchverlage, Fernsehfirmen und Computerspielhersteller wie wohl auch für die vielen Städte, die um Touristen mit ganzjährigen historischen "Events" werben. Der vornehme Name für das Geschäftsmodell lautet Angewandte Geschichte. Es gibt Professoren, die Institute unter diesem Markenzeichen gründen und für Privatkunden Forschung als Dienstleistung anbieten. Hardtwig spricht von historischer Unterhaltung, unter die er auch "die Mobilisierung von Moralisierungsbereitschaft" in den Massenmedien fasst. Er rief den Absolventen noch einmal die Standards des wissenschaftlichen Handwerks in Erinnerung, die im Sinne der demokratischen Öffentlichkeit auch die Geschichtsunterhaltung nicht ignorieren darf. Kulturpessimismus ist Hardtwigs Fach nicht. Eher bezweckt sein Rückblick auf Zerstreuungsmaschinen des neunzehnten Jahrhunderts wie das Panorama, den Nebelbildapparat und Heinrich von Treitschke eine Entdramatisierung. Man stolpert allerdings über die These, "die bildschriftliche Konstruktion der Wirklichkeit im Comic" mache "durch ihre Unterkomplexität die Mitteilung bestimmter Sachverhalte schlechthin unmöglich". In einen Comic können beliebig komplexe Texte integriert werden; durch die Bilder lässt sich die Komplexität zusätzlich steigern. Das Bändchen kommt in sprechendem Grau daher und eröffnet die "Reihe Pamphletliteratur" eines Verlags, der sich als "Spin-Off" der Humboldt-Universität präsentiert. (Wolfgang Hardtwig: "Verlust der Geschichte - oder wie unterhaltsam ist die Vergangenheit?" Vergangenheitsverlag, Berlin 2010. 92 S., br., 10,90 [Euro].)

pba.

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