Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Didaktik - Sport, Sportpädagogik, Note: 2, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie ist es aber zu einer solch starken Veränderung gekommen? Wieso nimmt die sportliche Leistungsfähigkeit der Schüler immer weiter ab? Dies hat mindestens zwei Ursachen. Zum einen hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten das Lebensumfeld der Schüler/ Kinder extrem verändert. Die intakten Bewegungswelten der Kinder, wie z.B. Bolzplätze, Wälder, Wiesen und Abenteuerplätze, wurden immer weiter durch den Prozess der Verstädterung verdrängt. Der zunehmende Straßenverkehr drängt die Kinder immer weiter in die eigenen vier Wände zurück. Gleichzeitig werden viele Kinder immer mehr von einem Ort zum anderen mit dem Auto gefahren z.B. vom Elternhaus zur Schule im gleichen Ort. Dies hat, wie es KATZENBOGNER (2004:13) trefflich nennt, eine "Verhäuslichung" und eine "Verinselung" der Lebenswelten zur Folge. Es erfolgt eine "Verplanung" und "mediale Überlastung" der Freizeit. Eine musikalische Früherziehung, stundenlanger Fernsehkonsum (bis zu 30 Stunden pro Woche), Computerspiele und nicht zuletzt der steigende Leistungsdruck in der Schule durch neue Lehrpläne stehlen den Kindern immer mehr Freizeit. Den Kindern wird das Sammeln von aktiven Primärerfahrungen erschwert oder gar verhindert, indem viele Bereiche ihrer Lebenswelt nur noch nach vorgeschriebenen Regeln erlebt werden dürfen. Die Folgen dieser Veränderung sind vielfältig. Bei vielen Kindern sind muskuläre Dysbalancen, koordinative und konditionelle Defizite sowie Konzentrationsstörungen festzustellen, was sich negativ auf die Schule und nicht zuletzt auch auf den Schulsport auswirkt. Somit müssen Bewegungsaufgaben schnell und einfach zu bewältigen sein, dürfen keine Verpflichtung (längeres Üben) nach sich ziehen und dürfen nicht als körperliche Belastungen empfunden werden (KATZENBOGNER 2004:14). Als zweite Ursache für diesen Rückschritt sehe ich die Lehrplansituation, die im Gegensatz zur Lebenswelt der Schüler steht. Statt auf reduzierte, individuellere Inhalte zu setzen, wurde im Zuge der G8-Reform nur der zeitliche Rahmen gekürzt, immer mehr in kürzerer Zeit. So stehen für den achten Jahrgang im Bereich der Leichtathletik nur zwölf Unterrichtsstunden zur Verfügung um mit den Schülern das Bewegungsfeld "Laufen, Springen, Werfen" durchzuführen (HKM 2005:60). Dies bedeutet, dass theoretisch für jeden Themenbereich nur vier Unterrichtsstunden zur Verfügung stehen. Dies führt dann zu dem unrühmlichen Dreiklang "Vermitteln, Üben und Bewerten in drei Unterrichtsstunden".
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