Ob nun die Angst vor Schlangen, die Abscheu vor Geiern oder der Ekel vor Spinnen – das menschliche Verhältnis zu vielen Tieren ist von tiefer Ablehnung geprägt. Ihr Ursprung reicht bis in eine mythische Vorzeit, in der sich der Mensch nicht zuletzt durchs Erzählen und Fabulieren von der Tierwelt losgesagt zu haben glaubte. Stephan Wunsch porträtiert zehn dieser schlecht beleumundeten, ja verrufenen Tiere. Seine Streifzüge führen ihn in das verschattete Reich boshafter Naturkunde – und in die Abgründe der menschlichen Psyche. Denn ein Bestiarium der verrufenen Tiere, das ist ein Katalog unserer Ängste, ein Spiegel unserer Unzulänglichkeiten, eine Vermessung offener Wunden – kurzum: eine hintergründige und lustvolle Menschenkunde von aasigem Geier bis falscher Schlange, von hinterlistiger Hyäne bis vampirischer Fledermaus.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Mit viel Erkenntnisgewinn liest sich Rezensentin Sylvia Staude durch Stephan Wunschs Buch über zu Unrecht unter Menschen in Missgunst geratene Tierarten. Zehn solche Spezies stellt der Autor vor, erfahren wir, darunter Schlangen, die in weiten Teilen der Welt brutal ausgerottet werden, obwohl sie doch nur tun, was in ihrer Natur liegt. Gerecht ist der menschliche Blick auf Tiere keineswegs, erfährt Staude von Wunsch, vielmehr neigt unsere Spezies zum Moralisieren, worunter zum Beispiel Haie leiden, die für uns faktisch weitaus weniger gefährlich sind als Hunde, aber einen schrecklichen Ruf genießen. Wunsch stellt laut Rezensentin dar, wie manche Spezies, wie etwa die Hyäne oder Kraken, durch Darstellungen in Kunst und Literatur auf die Abschussliste geraten sind. Auch was an Fledermäusen oder Spinnen so furchterregend ist, lässt sich rational nicht erklären, führt Staude mit Wunsch aus. Selbst die Affen kommen vor, als unsere nächsten Verwandten, die uns vielleicht gerade deshalb peinlich sind, erläutert Staude, die außerdem Wunschs ausdrucksstarken Zeichnungen der behandelten Tierarten hervorhebt, mit denen der Autor seine schöne Veröffentlichung ergänzt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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