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Sie sind die Verlierer der Krise in Spanien. Guapo und seine Jungs, liebenswerte Grob-Assis mit beschissenen Jobs und einem Haufen Schulden. Kein Wunder, dass ihnen die Augen leuchten, als der Juwelenschieber von den Steinen in einem Safe in Marrakesch anfängt ... Die Versammlung der Toten ist ein cooler Thriller über die Wut der Abgehängten, über einen Bankraub und den Tanz am Abgrund, den er für vier Freunde bedeutet. Zwei Millionen, die sollen am Ende rausspringen. Von Madrid runter nach Marrakesch fahren, bisschen durch die Kanalisation kriechen, vielleicht zwei Stunden schweißen: das…mehr

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Produktbeschreibung
Sie sind die Verlierer der Krise in Spanien. Guapo und seine Jungs, liebenswerte Grob-Assis mit beschissenen Jobs und einem Haufen Schulden. Kein Wunder, dass ihnen die Augen leuchten, als der Juwelenschieber von den Steinen in einem Safe in Marrakesch anfängt ... Die Versammlung der Toten ist ein cooler Thriller über die Wut der Abgehängten, über einen Bankraub und den Tanz am Abgrund, den er für vier Freunde bedeutet. Zwei Millionen, die sollen am Ende rausspringen. Von Madrid runter nach Marrakesch fahren, bisschen durch die Kanalisation kriechen, vielleicht zwei Stunden schweißen: das wär¿s dann schon. Zur Tarnung als Touristen nehmen sie in dem Mercedes-Bus auch ihre Freundinnen mit, und vom Auftraggeber ist ihnen ein Kontaktmann an die Seite gestellt. Aber da fängt die Scheiße schon an. Wie sollen sie diesem Typen vertrauen, wenn der kaum den Mund aufmacht? Und sind die Marokkaner wirklich so dämlich, dass sie solche Klunker nicht besser sichern? Kann doch nicht sein! Und schon vor der Grenze hat Guapo alle Hände voll zu tun, die Operation auf Kurs zu halten, und das ist erst der Anfang ...


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Autorenporträt
Tomás Bárbulo, geboren 1958 in La Coruña, schreibt als Sahara-Experte seit Jahrzehnten für die spanische Tageszeitung El País. Er lebte in Marokko, bereiste intensiv Tunesien, Algerien und die Westsahara. Die Versammlung der Toten ist sein erster Roman in deutscher Übersetzung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2019

Ein Panzerknacker kommt selten allein

Die Globalisierung frisst ihre Kinder: Tomás Bárbulo dreht den Spieß mit einem Bankraub in Marrakesch um.

Dass Spanier jetzt nach Afrika aufbrechen, um dort Banken auszurauben, das ist der erste Witz dieses Romans. Er stellt damit das Klischee auf den Kopf, dass es sich normalerweise andersherum verhält. Und trägt damit zu einer gewissen Stimmungsaufhellung bei, behauptet doch die Flüchtlingsnachrichtenwelt seit Jahren, dass es nur eine Richtung gen Wohlstand gibt - nach Norden. Wenn nun in Tomás Bárbulos Romandebüt "Versammlung der Toten" Globalisierungsverlierer aus Spanien zum Juwelenfang nach Marokko reisen, müssen sie sich der einzig möglichen Verkleidung bedienen, die glaubwürdig wirken kann - sie kommen als Touristen. Das ist der zweite Witz, bringen doch Touristen nach unserer Lesart nur Segnungen in die wirtschaftlich ausgezehrten Länder des Maghreb.

Ein ominöser Juwelier namens Jean-Baptiste heuert eine Gruppe mittelschwerer Kleinkrimineller in Madrid an, um in Marrakesch eine Bank zu erleichtern, die wegen einer Edelstein-Messe vorübergehend eine Menge wertvoller Steine im Tresor verwahrt. Kopf der Bande ist Guapo, der vom Vater das Knowhow im nun angezeigten Zustieg durch die Kanalisation geerbt hat. Chiquitín, ein riesenhafter Fischhändler, der bei einem Kredithai im Minus ist, die Helfershelfer Yunque und Chato sowie ihre jeweiligen Frauen oder Freundinnen sollen auch mit. Nur die Gattin Guapos bleibt zu Hause, weil sie hochschwanger ist. Die Bande soll die Kellerwand der Bank durchbrechen, das Knacken der Tresore wird ein Mann unternehmen, der sich nur als Sahraui vorstellt, ein Muslim maurischer Abstammung aus der Westsahara. Er ist, der Autor deutet es früh an, mit sehr viel mehr Hirn und Entschlusskraft ausgestattet als seine europäischen Helfer. Aber verfolgt er wirklich die gleichen Ziele wie Jean-Baptiste? Und wie lichtecht ist dieser überhaupt?

Zwei Millionen sollen für Guapo und sein Team abfallen, dringend benötigtes Geld, auch wenn sie dem Schlachtplan nicht rundheraus vertrauen - zu simpel klingt er. Doch rasch siegt die Geldgier. In einem Kleinbus mit doppeltem Boden startet die Truppe gen Süden, spätestens bei der Einreise in Tanger wird klar, dass der Coup eine Nummer zu groß für diese undisziplinierte Bande sein dürfte. Die Tarnung als Ausflug von Freunden wird löchrig, als Chiquitín die Ermordung des Kredithais einholt, sich Seitensprünge innerhalb des Teams anbahnen und in Madrid ein falscher Künstler die Gattin Guapas kompromittiert.

Diese Hinweise, dass hier etwas massiv schiefläuft, schieben sich Stück für Stück in das orientalische Idyll, das Bábulo ausmalt. Man steigt gehoben ab, besichtigt, grillt sich am Pool, flaniert durch die Altstadt und erkundet den wuseligen Djemaa el Fna, der im Arabischen mit "Versammlung der Toten" übersetzt wird. Weil die Sultane dort Hingerichtete ausstellen ließen, nennt man ihn auch "Platz der Gehenkten". Ein Omen? Der Platz gibt dem Roman nicht nur den Titel, er stellt ihn damit auch in einen literarischen Hallraum, der sich aus westlicher Sicht 1967 mit Elias Canettis "Die Stimmen von Marrakesch" öffnet. In ihm hinterließen auch Hubert Fichte, Juan Goytisolo, Bodo Kirchhoff und andere Spuren. Mit Tomás Bárbulo schreibt sich ein weiterer Spanier dort ein, freilich einer, der die Region als professioneller Beobachter sehr gut kennt. Der Sechzigjährige schreibt seit vielen Jahren für die Tageszeitung "El País" über diese Weltgegend.

Das merkt man dem Buch auf angenehme Weise an, weil es unaufgeregt Landeskunde als Ausweis des Authentischen betreibt. Gleichzeitig führt Bárbulo die westlichen Vorurteile über Araber vor. Wo Canetti sich noch ganz dem Schweigen des Beobachters hingab, die Sprachbarriere förmlich auskostend und aufsaugend, poltert Bárbulos Personal - mit einer natürlichen Ausnahme - besinnungslos unsensibel durchs Bild.

Mit der Kunst des Cliffhangers ist es in der Wüste auch nicht weit her, die erste Hälfte des Buches hat wenig Thrill, stattdessen Züge einer Gaunerkomödie. Erst als es in äußerster Dunkelheit in die Kanalisation geht, kommt Spannung auf - auch, weil gleichzeitig in Spanien und Frankreich seltsame Dinge vor sich gehen. Das Ziel der Operation scheint noch einem anderen Antrieb zu gehorchen, einem, der mit Wissen, Macht und Weltpolitik zu tun hat. Im Lichte dessen erscheinen die kriminellen Bemühungen der Spanier am Ende in einem grotesken Licht. Dieses reichlich dick aufgetragene Finale hält wie einen letzten Fußtritt eine Moral bereit, die Guapo schon in der Eingangsszene so formuliert hat: "Heute ist ein Bankraub das sicherste Ticket in den Knast."

HANNES HINTERMEIER

Tomás Bárbulo:

"Versammlung der Toten". Thriller.

Aus dem Spanischen von Carsten Regling.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2018. 397 S., br., 14,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Milieustark, lustig.« Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20190203