Die Buchbeschreibung hörte sich verlockend an. Zum Teil wurden meine Erwartungen erfüllt. Der versprochene religiöse Fanatismus, im christlichen Glauben, und eine geheime Bruderschaft in der Camargue waren gut präsent und haben ihr Unwesen getrieben. Capitaine Jaques Maillard von der örtlichen
Polizei hat die Ermittlungen geleitet. Ihm zur Hand stand die britische Archäologin Meredith Bedford.…mehrDie Buchbeschreibung hörte sich verlockend an. Zum Teil wurden meine Erwartungen erfüllt. Der versprochene religiöse Fanatismus, im christlichen Glauben, und eine geheime Bruderschaft in der Camargue waren gut präsent und haben ihr Unwesen getrieben. Capitaine Jaques Maillard von der örtlichen Polizei hat die Ermittlungen geleitet. Ihm zur Hand stand die britische Archäologin Meredith Bedford. Nachdem ihr Mentor Philippe Clairvaux ermordet wurde, leitete sie die Ausgrabungen in der Krypta der alten Kirche von Les-Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camargue, um ein altes Geheimnis zu lüften.
Im Grunde wurden viele Zutaten für einen spannenden, süffigen Krimi voller Lokalkolorit aufgetischt, meine Begeisterung aber hielt sich, insb. zum Schluss, sehr in Grenzen.
Bis zu zwei Dritteln ging es noch, wobei mich das sprachliche Unvermögen und die wenig kunstfertige Einführung der Figuren nicht gerade erfreuten: zu viel „war“ hatte mein Lesevergnügen doch deutlich getrübt. Die Art, wie die Hauptfiguren vorgestellt wurden, erschien mir zu amateurhaft, zudem schaute es wie Abklatsch aus Bestsellern anderer Autoren aus, mit kleinen Veränderungen hierher verfrachtet.
Auf Religions- und Geschichtsunterricht sollte man sich einstellen, wenn man sich entscheidet, diesen Krimi zu lesen. Diese Einlagen wurden in regelmäßigen Abständen verabreicht und sind z.T. zu lang, um den Leser nicht zu langweilen. Diese historisch-geschichtlichen Ausführungen waren noch das Spannendste vom Ganzen. Der Konflikt zwischen der offiziellen katholischen Kirche in Rom und anderer Glaubensrichtung, die Südfrankreich als Wiege des wahren Glaubens ansieht, ist gut zur Geltung gekommen. Manche Bruderschaftaktivisten haben da ein recht überzeugendes Bild abgegeben.
Dagegen konnten viele übrige Figuren und ihre Lebensgeschichten leider nicht punkten. Besonders Frauen waren wenig glaubhaft. Die Autoren scheinen keinen Bezug zu ihnen gehabt zu haben. Frauen wurden oft vom allwissenden Erzähler erklärt. Und ich hatte meine liebe Mühe, dem Gesagten meinen Glauben zu schenken. Im Übrigen waren sie mir leider wieder als Abklatsch aus schon mal gelesenen Bestsellern vorgekommen.
Dasselbe gilt für die Handlung, insb. im letzten Drittel. Haltlose Bombasterei zwecks Eindrucksschinderei, was natürlich auf Kosten der Glaubwürdigkeit geht, hat mir die Lust am Lesen gänzlich vergällt. Mit Glaubwürdigkeitsfragen hatte ich auch in der gesamten Länge zu kämpfen. Die Handlung und die Motive erschienen mir leider zu konstruiert. Die Stoffdarbietung war leider auch oft voll von Fertigfrei (alles bis ins Kleinste erklärt und auf silbernem Tablett serviert): man brauchte nur zu schlucken. Mochte ich leider nicht. Schmeckte mir nicht.
Dass einer der Autoren Camargue persönlich kennt, ließ sich deutlich beim Lesen wahrnehmen. Die entspr. Beschreibungen der Landschaften, Geschichte und Gebräuche sind sehr gelungen: atmosphärisch und überzeugend.
Das Cover passt nicht zum Inhalt. Es ist zwar schön dynamisch, hat aber mit diesem Krimi nichts zu tun.
Fazit: Sehr viel gewollt, deutlich weniger gekonnt. Vieles in der Handlung und Figuren liest sich leider wie abgeschrieben von bekannten Bestsellern, nur etwas abgewandelt, oft unglaubwürdig, mit hölzernen Figuren, eher klobigen Frauenrollen. Stilistisch unsicher. Insg. leider eher amateurhaft. Drei Sterne mit viel Wohlwollen.