Thomas Manns Roman Doktor Faustus wird von den Rezipienten und von der Forschung überwiegend als Bruch mit der vom Autor gepflegten Goethe-Nachfolge gewertet. Anhand des intertextuellen Verfahrens analysiert Eva Bauer Lucca den verborgenen Konstruktionscharakter des Romans und zeigt, dass Reminiszenzen an Goethes Faust ein konstitutives Element des Doktor Faustus bilden. Die Autorin untersucht die Abfolge der offenen Zitate, eine Form von explizit markierter Intertextualität, und weist die Parallelerzählung zur Lebensgeschichte von Thomas Manns Romanheld Adrian Leverkühn und Goethes Figur Heinrich Faust in Form einer "mise en abyme" nach. Als Zeitkritik betrachtet erhalten die Bezüge auf die Fausttradition und auf Goethe selbst eine neue Bedeutung, die durch die erstmalige Auswertung eines Manuskripts von Thomas Mann unterstrichen wird.
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