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Der Versuch über den geglückten Tag , »Ein Wintertagtraum«, hat ein Motto aus dem Römerbrief: »Der den Tag denkt, denkt dem Herrn.« Der geglückte Tag ist ein Abenteuer mit dem Tag als Gegenüber, als Gegner. Die »Expedition Tag« gibt Einzelmomenten einen Zusammenhang eben durch die Stimme des Erzählers. »Carpe diem«, der Spruch des Horaz, wird hier neu übersetzt mit »Pflücke den Tag«, ganz so, wie der Erzähler sein Problem sieht: aus den geglückten Augenblicken, als vierte Macht, den geglückten Tag zu pflücken.
»Wie viel mehr wäre mit dem Tag zu machen, mit nichts als dem. Und jetzt, in
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Produktbeschreibung
Der Versuch über den geglückten Tag, »Ein Wintertagtraum«, hat ein Motto aus dem Römerbrief: »Der den Tag denkt, denkt dem Herrn.« Der geglückte Tag ist ein Abenteuer mit dem Tag als Gegenüber, als Gegner. Die »Expedition Tag« gibt Einzelmomenten einen Zusammenhang eben durch die Stimme des Erzählers. »Carpe diem«, der Spruch des Horaz, wird hier neu übersetzt mit »Pflücke den Tag«, ganz so, wie der Erzähler sein Problem sieht: aus den geglückten Augenblicken, als vierte Macht, den geglückten Tag zu pflücken.

»Wie viel mehr wäre mit dem Tag zu machen, mit nichts als dem. Und jetzt, in meinem Leben, in deinem, in unser beiden Epoche, ist sein Momentum … Wenn ich es nicht jetzt mit dem Tag versuche, dann habe ich seine Möglichkeiten auf Dauer verspielt …«


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Autorenporträt
Peter Handke wird am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich; der Vater, ein Deutscher, war in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten gekommen. Zwischen 1954 und 1959 besucht Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studiert er in Graz Jura. Im März 1966, Peter Handke hat sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen, erscheint sein erster Roman Die Hornissen. Im selben Jahr 1966 erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks Publikumsbeschimpfung in Frankfurt am Main in der Regie von Claus Peymann.

Seitdem hat er mehr als dreißig Erzählungen und Prosawerke verfasst, erinnert sei an: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970), Wunschloses Unglück (1972), Der kurze Brief zum langen Abschied (1972), Die linkshändige Frau (1976), Das Gewicht der Welt (1977), Langsame Heimkehr (1979), Die Lehre der Sainte-Victoire (1980), Der Chinese des Schmerzes (1983), Die Wiederholung (1986), Versuch über die Müdigkeit (1989), Versuch über die Jukebox (1990), Versuch über den geglückten Tag (1991), Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994), Der Bildverlust (2002), Die Morawische Nacht (2008), Der Große Fall (2011), Versuch über den Stillen Ort (2012), Versuch über den Pilznarren (2013).

Auf die Publikumsbeschimpfung 1966 folgt 1968, ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt, Kaspar. Von hier spannt sich der Bogen weiter über Der Ritt über den Bodensee 1971), Die Unvernünftigen sterben aus (1974), Über die Dörfer (1981), Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land (1990), Die Stunde da wir nichts voneinander wußten (1992), über den Untertagblues (2004) und Bis daß der Tag euch scheidet (2009) über das dramatische Epos Immer noch Sturm (2011) bis zum Sommerdialog Die schönen Tage von Aranjuez (2012) zu Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße (2016).

Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove (unter anderem Meine Freunde), René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy.

Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen (auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten) erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen.«

2019 wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2012

Ideal
Standard
Des Dichters Feuchtgebiete: Peter Handke meditiert
ironiefrei über die Toilette als utopischen Ab-Ort
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Man könnte es für einen Scherz der Titanic -Redaktion halten: Wenn Peter Handke, der Pilz- und Sinnsucher der deutschen Literatur, dieser Sensibilissimus und Sonderling, Schamane und Schmerzensmann, nun ein Buch über den stillen Ort vorlegt, liegt der Verdacht nahe, es handle sich dabei um Satire. Denn Handke, der ob der weihevollen Esoterik, mit der er die Epiphanien des Alltags beschwört, seinen Spöttern noch stets eine offene Flanke bot, versteht diesen stillen Ort nicht etwa im übertragenen Sinne – das auch –, sondern es geht ganz indiskret um die Toilette, wenn auch vom Gestank ausdrücklich „keine Rede“ sein soll.
  Peter Handke ist also seinen Parodisten zuvorgekommen mit diesem Bändchen, das zwanzig Jahre nach dem vorläufigen Ende seiner kleinen Reihe wieder anknüpft an das Genre der erzählerischen Hommage, diesmal mit einer Hommage an einen denkbar profanen Gegenstand. Begonnen hatte es 1989 mit dem „Versuch über die Müdigkeit“, war ein Jahr später fortgesetzt worden mit dem „Versuch über die Jukebox“, bevor der „Versuch über den geglückten Tag“ 1992 die Trilogie abschloss. Obwohl schon die jüngsten Bücher Handkes von einer neuen Entspanntheitzeugten, ist es ihm nun nicht darum zu tun, seinen Hang zum Pathos das Bächlein inkontinenter Selbstverspottung hinunter gehen zu lassen. „Schluss jetzt mit der Ironie“, heißt es da, „nicht zum ersten Mal erkenne ich, daß die, zumindest im Schriftlichen, nicht meine Sache ist“.
  Wohl wahr, aber überraschender als diese Einsicht ist die Offenheit, mit der sie geäußert wird. Und es gibt einige überraschend deutliche Selbstauskünfte mehr in dem schmalen Bändchen. So etwa erzählt Handke, dass seine erste große Wanderung eben nicht die nach Jugoslawien war, die für ihn und die Nachkriegsliteratur so wichtig wurde. Vielmehr endetet der Aufbruch zunächst kläglich, als er, nach dem Ende der Schulzeit in Kärnten, allein sich aufmachte. Die dritte Nacht brachte er in einem Bahnhofsklo zu, „in einem Halbkreis um die Klosettmuschel geringelt“, um am nächsten Morgen zu beschließen: „nichts wie heim“. In seiner Erzählung „Die Wiederholung“ hat er dieses Erlebnis dann ins Heroische abgewandelt .
  Man erfährt neben solchen Korrekturen an Leben und Werk, dass Handke, der Autor der Innerlichkeit, von dem man meinte, er schöpfe seinen Stoff einzig aus sich selbst, durchaus recherchiert. Nur hat er die „nicht wenigen“ Bücher „zum Bedeutungswandel der Notdurftverrichtung“, die er konsultierte, dann doch wieder beiseite gelegt, weil sie ihm bei seinem Thema nicht weiterhalfen. Statt dessen orientiert sich die Reise durch die Welt der Feuchtgebiete an den selbsterlebten stillen Orte, vom bäuerlichen Plumpsklo des Großvaters bis zum japanischen Friedhofs- oder Tempelklo. Denn das Erkenntnisinteresse dieses „seltsamen Forschers“ besteht darin, die „Stillen Orte“ wörtlich zu nehmen und groß zu schreiben, als „Zuflucht, Asyl, Verstecke, Rückzugsgebiete, Abschirmungen, Einsiedeleien“, als Orte, „wo der Geist im wahrsten Sinne Ruhe findet“, ja als utopische „Ab-Orte“ innerer Einkehr.
  Auch hier zeigt sich Handke ungewohnt selbstkritisch, wenn er sich fragt, ob sein jäher Drang, den stillen Ort aufzusuchen, nicht einer Gesellschaftsflucht gleichkomme, Ausdruck von „Gesellschaftswiderwillen“ sei, von „Geselligkeitsüberschuss“, „ein asozialer – ein antisozialer Akt?“ im Grunde. Dabei ist er „versucht, ,Ideal Standard‘ – nicht die Warenmarke, sondern das Wort – auf mein Problem anzuwenden“, dieses dringende Bedürfnis, sich abzusondern. Ein Schlüsselerlebnis ist da die Episode, wie Handke als Neuling im Internat nicht die Toilette findet oder sich nicht traut, danach zu fragen, so dass er gleich zum verspotteten Einzelgänger wird, als sich im Speisesaal ein verräterisches Rinnsal unter seinen Füßen bildet. Es geht aber jenseits der Notdurft um „eine ganz andere Not“, die Langeweile „als die andere; die umgekehrte Zeitnot“, vor allem jedoch um die Sprachnot. Zum Schweigen gebracht „durch die Worte wie Wörter der anderen“, entzieht er sich mit einem „ich muss kurz verschwinden!“. Und erlebt: „die Sprach- und Wörterquelle springt frisch auf“, zurückkehrend ins „Grölen, Gellen, Toben und Kreischen“, ist er wieder „vielsilbig, voll von der Redelust“.
  Dass der große Dichter Peter Handke ausgerechnet zu sich selber kommt, wenn er mal für kleine Jungs muss, hätte seine Leser-Gemeinde vielleicht so nicht erwartet. Dass er aber selbst diesem heiklen Sujeteinen wunderbaren Essay abgewinnt, macht ihm keiner nach. Diese wahrscheinlich stillste Neuerscheinung mag eine Beckenranderscheinung des Bücherherbstes sein, sie dürfte jedoch für Gesprächsstoff sorgen, zumindest an den stillen Orten der Frankfurter Buchmesse.
  
  
  
  
  
  
Peter Handke: Versuch
über den Stillen Ort.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 109 Seiten, 17,95 Euro.
„Herr Pfarrer, ich soll sie grüßen von meinen Eltern, mit diesen Birnen vom Scheißhausbaum!“
FOTO: PLAINPICTURE/MASKOT
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