Von »der Moderne« in der Architektur lässt sich nur mit einem Bewusstsein für ihre Vielgestaltigkeit sprechen. Sie war bereits im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ein weltweites Phänomen mit zahlreichen regionalen Ausprägungen, das in der Folgezeit weiter entwickelt und differenziert wurde. Die Migration von Architekten hatte daran einen nicht geringen Anteil. Gleichzeitig nahm die Verbreitung von Fachkenntnissen und programmatischen Positionen durch Zeitschriften, Bücher, Ausstellungen und Reisen erheblich zu. Die Beiträge dieses Bandes behandeln solche Prozesse des Transfers am Beispiel von Architekten, die Deutschland in den 1930er Jahren verließen. Zu ihnen gehören Protagonisten der Moderne wie Walter Gropius, Erich Mendelsohn und Marcel Breuer, die zuerst in Großbritannien und später in den USA arbeiteten, aber auch Wolfgang Frankl in Italien, Max Cetto in Mexiko oder Leopold Rother in Kolumbien. Ein zweiter Schwerpunkt des Buches liegt auf der neuerlichen und spannungsreichen Auseinandersetzung mit der Moderne im Nachkriegsdeutschland. Die Rolle der Emigranten, von denen nur wenige zurückkehrten, der Umgang mit Konzepten der einstigen Avantgarde, die Orientierung am Ausland und nicht zuletzt die Kritik an den Hegemonieansprüchen und uneingelösten Fortschrittsversprechen der Moderne werden anhand ausgewählter Debatten und exemplarischer Bauten erhellt.