Essay aus dem Jahr 1975 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: keine, , Veranstaltung: Neue Deutsche Hefte 101 (1964) 73-91, Sprache: Deutsch, Abstract: Die sprechkundliche Interpretation kann als Ziel - abgesehen vom tieferen Verstehen und Erleben ihrer Objekte allgemein - dreierlei besonders anstreben: 1. Sie kann die Entstehungsbedingungen des Sprachgebildes aus der psycho-physischen Konstitution und Sprechsituation des Verfassers erklären. 2. Sie kann darauf aufbauend hauptsächlich den gültigen Vortrag vorbereiten. Dabei geht sie davon aus, dass der Sprecher diesen einer idealen, objektiven Schallform annähern kann, die der vom Dichter gehörten entspricht. 3. Schließlich kann sie, wie wir an vier repräsentativen Chansons erproben wollen, alle möglichen Einflüsse von der «Partitur» auf die Darbietung überhaupt untersuchen. Unser Hauptaugenmerk richten wir also auf die Beziehungen zwischen dem schriftlich fixierten Text und der lebendigen Schallform im Vortrag. (Wenn, wie beim literarischen Chanson häufig, Texter und Interpret beziehungsweise Vortragender dieselbe Person sind, das heißt der Chansonnier seinen Vortrag zuerst innerlich hört, dann vorträgt und dabei ausprobiert und erst zuletzt aufschreibt, ist diese Beziehung nur um so inniger.) Wir versuchen an vier meisterhaften Chansons, deren Wirksamkeit im Vortrag genügend erprobt worden ist und die zugleich Beispiele für vier historisch ausgeprägte Stilgruppen darstellen, beide Ausgangsmöglichkeiten: die vom Text und die vom Vortrag.