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Ein schockierendes Verbrechen – und alle werden es sehen Die 16-jährige Lena Palmer verschwindet spurlos. Drei Tage später taucht sie in einem verstörend brutalen Video wieder auf, welches in atemberaubendem Tempo viral geht. BKA-Kommissarin Yasira Saad soll Lena finden und die Täter identifizieren. Ihr bleibt wenig Zeit, denn schon gibt es erste gewalttätige Demonstrationen in deutschen Städten. Eine rechtsradikale Gruppierung namens »Aktiver Heimatschutz« gewinnt rasant an Zulauf. Kann Yasira die Täter verhaften, bevor der Lynchmob zuschlägt und der Rechtsstaat zu wanken beginnt?

Produktbeschreibung
Ein schockierendes Verbrechen – und alle werden es sehen Die 16-jährige Lena Palmer verschwindet spurlos. Drei Tage später taucht sie in einem verstörend brutalen Video wieder auf, welches in atemberaubendem Tempo viral geht. BKA-Kommissarin Yasira Saad soll Lena finden und die Täter identifizieren. Ihr bleibt wenig Zeit, denn schon gibt es erste gewalttätige Demonstrationen in deutschen Städten. Eine rechtsradikale Gruppierung namens »Aktiver Heimatschutz« gewinnt rasant an Zulauf. Kann Yasira die Täter verhaften, bevor der Lynchmob zuschlägt und der Rechtsstaat zu wanken beginnt?
Autorenporträt
Marc-Uwe Kling, geboren 1982, wurde durch seine anarchischen KÄNGURU-Geschichten in ganz Deutschland bekannt, schrieb die dystopischen Romane QUALITYLAND 1 & 2 und die Vorlesebücher über das NEINHORN, bevor er zusammen mit seinen beiden Töchtern die Fantasy-Krimi-Komödie DER SPURENFINDER veröffentlichte, die ein SPIEGEL-Bestseller wurde. Nun wechselt Kling erneut das Genre und legt einen hochspannenden, temporeichen Thriller im Berlin der Jetztzeit vor.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Durchaus gern liest Rezensent Hannes Hintermeier Marc-Uwe Klings Kriminalroman. Der "Känguruh-Chroniken"-Autor beherrscht, lernen wir, auch die Krimiform. Im Zentrum steht die Hauptkomissarin Yasira Saad, die während eines Dates auf ein Onlinevideo stößt, das zeigt, wie Afrikaner ein vermisstes deutsches Teeniemädchen vergewaltigen. Wobei später laut Hintermeier die Authentizität des Videos in Frage gestellt wird. Vorher jedoch, heißt es weiter, eskaliert die Situation, Rechtsextreme schlagen aus der Situation Profit, bald tauchen Videos auf, auf in denen vermeintliche Vergewaltiger hingerichtet werden. Kling beherrscht die Genrekonventionen und weiß um die Möglichkeiten der Fiktion, freut sich der Rezensent, der außerdem die Aktualität des Romans hervorhebt, in dem es unter anderem auch um KI geht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2024

Bodenlose Bösartigkeit
Thriller kann er auch: Marc-Uwe Klings "Views"

Yasira Saad ist dreiundvierzig, Hauptkommissarin im Bundeskriminalamt, Abteilung schwere und organisierte Kriminalität. Sie ist geschieden, alleinziehende Mutter einer sechzehnjährigen Tochter, der zuliebe sie nur noch Veggieburger bestellt. Sie ist ebenso overworked wie underfucked, weshalb sie via Datingportal immer mal wieder Männer aufzugabeln versucht. Meist mit mäßigem Erfolg. Der Roman setzt ein, als Yasira gerade im Hard Rock Café am Ku'damm einen hinlänglich attraktiven Typen namens Stefan trifft, Journalist bei der Onlineausgabe einer Berliner Zeitung und wenigstens "kein Totalausfall wie die letzten beiden".

Da Stefan nicht die Griffel von seinem Handy lassen kann, landet das Anbahnungsgespräch in einer Sackgasse: Er klickt auf ein Video, das ein monströses Verbrechen dokumentiert. Es zeigt, wie die unlängst als vermisst gemeldete sechzehnjährige Lena aus Sachsen-Anhalt von drei Schwarzafrikanern vergewaltigt wird. Ein Riesenerfolg im Netz und ein Vorgeschmack darauf, was alsbald politisch ins Rutschen kommen wird. Tatsächlich fordert umgehend ein Paramilitär namens "Bär", die Afrikaner zu töten. Er ist Mitglied der Bewegung Aktiver Heimatschutz, posiert mit einer Maschinenpistole und wünscht allseits "gute Jagd".

Im BKA wird Yasira als Ermittlungsleiterin erkoren - als "Nicht-Deutsche" scheint sie dem Innenministerium die Idealbesetzung zu sein. Dass Yasiras aus dem Libanon stammenden Eltern einer Sekte angehören, die sich Kommunisten nennt, scheint nicht zu stören. Fackelmärsche, ein Sturm auf den Reichstag, die Stimmung eskaliert erst im Netz, dann auf den Straßen. Aus allen Löchern kriechen Ausländerfeinde. Derweil ermittelt Yasira in Lenas Heimat nahe Halberstadt, aber viel mehr als einen elf Jahre älteren Freund, der neben Cannabis auch mit dem Opiat Fentanyl experimentiert, kommt dabei nicht ans Licht. Dann taucht ein Video auf, in dem ein Rechtsradikaler einen der drei Vergewaltiger hinrichtet.

Marc-Uwe Kling, mit den "Känguru-Chroniken" berühmt geworden, ist seit Längerem auch als Romanautor unterwegs. Nach den Dystopien "Qualityland" (2017) und "Qualityland 2.0" (2020) hat er zuletzt mit seinen Töchtern einen Ausflug ins Fantasy-Genre unternommen ("Der Spurenfinder"). Nun also sein erster Thriller. "Views" steht angesichts der Popularität des Autors ein Bestsellerschicksal bevor.

Eng mit Yasira arbeitet Michael Becker, Mittfünfziger mit Junkfood-Gen, der noch in der DDR aufwuchs und "latent rassistisch" ist, "aber auf eine irgendwie nette Art". Was die Gnade des Wortspiels angeht, kommt Becker seinem Erfinder Kling am nächsten. Mit an Bord sind zwei Katjas, ein Timo und eine Jenny und über allem der cholerische Chef Stefan Gebhardt (noch ein Stefan!), der unter wachsenden Druck aus der Politik gerät und Angst hat, seinen Job zu verlieren.

Ein weiteres Video, in dem ein sich "Rotfuchs" nennender Neonazi einen angeblichen Mitvergewaltiger ermordet, offenbart den Abgrund, in den der Fall führt: Diesmal gibt es tatsächlich eine Leiche, nur dass es sich bei dieser um einen Asylbewerber handelt, der mit der Vergewaltigung nichts zu tun hatte. Staatsbegräbnis, Bundesverdienstkreuz ausnahmsweise postum - Kling lässt kein Ritual des Politikbetriebs aus, um die demokratischen Reaktionsmechanismen vorzuführen. Aber nicht um sie zu diffamieren, sondern um zu zeigen, dass der Rechtsstaat keine anderen hat, solange er Rechtsstaat bleiben will.

Immerhin hat Yasira noch eine instinktive Eingebung, die den Plot ins Zentrum der aktuellen Debatte um KI und die Zukunft der Menschheit führt: Was, wenn das Vergewaltigungsvideo nicht echt, sondern eine Fälschung wäre? Wer kann so etwas herstellen, ohne auf den Bildern verräterische Spuren, sogenannte Glitches, zu hinterlassen?

Man merkt dem konsequent linear konstruierten Roman an, dass sein Autor mit den Konventionen des Genres bestens vertraut ist, diese aber als das begreift, was sie sind - fiktionale Spielformen. Wenn Kling etwas beherrscht, sind es Dialoge, man hat sogar das Gefühl, er musste hie und da sein Erzählrennpferd bremsen, damit es ihm nicht mit zu vielen Pointen durchgeht. Der mit Cliffhangern gespickte Text dreht gegen Ende immer hochtouriger auf ein Finale zu, in dem Yasira ihre Superwillenskraft - doch nein: Lesen Sie selbst! HANNES HINTERMEIER

Marc-Uwe Kling: "Views". Roman.

Ullstein Verlag, Berlin 2024. 272 S., geb., 19,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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»Marc-Uwe Kling kann nicht nur "Känguru", er kann auch Krimi - und zwar richtig gut!« Angela Wittmann Brigitte 20240703