»Vilnius Poker« von Ricardas Gavelis ist der große litauische Roman über die sowjetische Okkupation und was sie im Inneren der Menschen angerichtet hat Vytautas Vargalys wurde vor der sowjetischen Besatzung Litauens geboren, avancierte zum Freiheitskämpfer, wurde daraufhin gefoltert und in ein Arbeitslager in Sibirien deportiert. Er überlebt, wird aber fortan von rätselhaften Visionen und Erinnerungen heimgesucht und auch von paranoidem Verfolgungswahn. Denn Vytautas, der seit seiner Rückkehr als Bibliothekar arbeitet, ist überzeugt: Die bröckelnde sowjetische Macht lauert hinter jeder Straßenecke, und jede Vorstellung von Wirklichkeit trägt eine Alternative schon in sich. Seine Affäre mit der Bibliothekskollegin Lolita wird jäh durch einen Mord beendet - und mündet in eine Anklage gegen Vytautas. Im Prozess beschreibt jeder der aufgerufenen Zeugen eine ganz eigene Wahrheit. Wem kann man glauben? Ist es am Ende die eigene Wahrnehmung, die einen täuscht? Das monumentale »Vilnius Poker« ist der wichtigste litauische Roman des 20. Jahrhunderts und ein schillerndes Kaleidoskop, das mit jeder Bewegung ein neues Bild ergibt. »Der mal poetische, mal pornografische und mal politische Roman ist eine Hymne an die Freiheit.« Arte »Man muss Ricardas Gavelis an der Schnittstelle zwischen Surrealismus, magischem Realismus, Kafka und Roald Dahl verorten.« taz
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Ein Meisterwerk der litauischen Literatur lernt Rezensent Jörg Plath nun 35 Jahre nach dem ersten Erscheinen auch endlich auf Deutsch kennen: Ricardas Gavelis, der 2002 mit nur 52 Jahren verstorben ist, hat dieses düstere, exzessive Buch mit gleich vier Erzählern rund um Vilnius zentriert und um die Frage der Macht. Die KPdSU spielt dabei eine ebenso große Rolle wie Vytautas, einer der Erzähler, der in einer Bibliothek arbeitet und sich vor allem in die Literatur der Angst versenkt, so Plath. Wir erfahren von brutalen Szenen aus Lagern, in denen Menschen wie Tiere behandelt werden, aber auch von Menschlichkeit in der "bedrohlichen Wolke funktionaler Macht" der Sowjetzeit. Alles eine ziemliche Männerfantasie, sexuelle Eskalationen inklusive, Frauen sind "entweder Gottheit oder Zwischenmahlzeit", auch die drei zusätzlichen Erzählstimmen zu Vytautas hätte es nicht gebraucht, räumt der Kritiker ein, aber den Roman empfiehlt er allein schon wegen seiner umwerfenden erzählerischen Kraft unbedingt zur Lektüre.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Ein überschäumender, wilder, hie und da derber, dabei mit ziselierten Beobachtungen gespickter Roman [...] Alexander Kluy Buchkultur 20241206