Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: sehr gut (1,0), Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Deutsches Seminar II), Veranstaltung: Filmische Interpretation literarischer Texte, Sprache: Deutsch, Abstract: Nietzsche entwickelt in „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ einen kühnen Gedanken; nämlich die Kunst zu begreifen als die eigentlich metaphysische Tätigkeit des Menschen. Nur als ästhetisches Phänomen ist danach das Dasein der Welt gerechtfertigt. Nietzsche findet zwei Kunsttriebe, das Apollinische und das Dionysische. Aus diesen zwei Prinzipien entsteht das Ideal der Attischen Tragödie, in der sich die gegensätzlichen Kunsttriebe auf merkwürdige Art vereinen und zu höchster Kunstempfindung anschwellen. Doch die Attische Tragödie ist tot. Der theoretische Mensch versteht sie nicht mehr. Was bleibt, ist Nietzsches Theorie des Apollinischen und des Dionysischen, die wir als Entdeckung begreifen. Man muss mit beidem rechnen auch in der modernen Kunst – freilich häufig in der Form theoretischer Auseinandersetzung und nicht mehr in der gelebten ursprünglichen Form. Im Film, als der modernen Kunstform, die bildhafte Darstellung mit musikalischer verbindet, vermuten wir das Apollinische und das Dionysische. Gerade in Viscontis Thomas-Mann-Verfilmung „Der Tod in Venedig“ hat die Musik eine entscheidende Rolle. Der Film bekommt im Verhältnis zu seiner literarischen Vorlage eine weitere Dimension: Das Musikalische. Und so, wie Visconti aus Aschenbach einen Komponisten macht, können wir mit einer Auseinandersetzung mit dem Musikalisch-Dionysischen rechnen, die den Film im Verhältnis zur literarische Vorlage als autonom erscheinen lässt. Das Bildliche als das Apollinische und das Musikalische als das Dionysische wären so die Pole, über die sich Viscontis Film spannungsreich aufbaut. Doch ist es mit der Feststellung des Apollinischen oder des Dionysischen noch nicht getan. Es stellt sich die Frage nach ihrer Funktion. Ist diese theoretischer oder praktischer Natur? Bei alledem gilt es, Nietzsches Werk nicht aus den Augen zu verlieren. Wir wollen uns seine Argumentation aneignen und mit diesem Blick die Verhältnisse in Viscontis „Tod in Venedig“ durchleuchten.