"Ich bin König Friedrich." 1 Mit diesen Worten behauptete 1283 ein Mann in Köln, er sei der 1250 gestorbene Kaiser Friedrich II. Die Kölner Episode war kein Einzelfall. Tatsächlich gaben sich nach Friedrichs Tod eine ganze Reihe von Hochstaplern als wiedergekehrter Kaiser Friedrich aus. Was aber hat all diese Männer zu ihrem Tun bewogen? Wie kommt es, dass die falschen Friedriche so leicht Gehör finden und sich manchmal jahrelang an der Macht halten konnten? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir uns mit der Kaisersage befassen, einer Sage, der zufolge ein messianischer Endkaiser erscheinen und vor dem Weltuntergang ein Reich des Friedens errichten wird. Gefragt werden muss aber auch, warum es gerade Friedrich II. war, den die falschen Prätendenten zu ihrem Vorbild erkoren. Das heißt, ein zentrales Anliegen dieser Arbeit wird sein, die Gestalt Kaiser Friedrichs II. zu beleuchten und dabei zu fragen, welche Umstände ein derart intensives Nachleben ermöglicht haben. Über diesen Betrachtungen sollen jedoch die falschen Friedriche nicht vergessen werden, Männer, die sich den Rang eines Kaisers anmaßten und mit unterschiedlichem Erfolg ihr riskantes Spiel spielten. Dabei ist es sinnvoll, den Untersuchungszeitraum auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zu beschränken, denn dies ist die Zeitspanne, in der die meisten falschen Friedriche auftraten. Vorweg noch ein paar Worte zur Quellenlage und zum Forschungsstand. Zu den falschen Friedrichen existieren nur wenige Quellen und diese sind oft nicht allzu genau. Mancher dieser Pseudokaiser hat nur so kurz "regiert", dass sich der jeweilige Vorfall bestenfalls mit wenigen Sätzen in einer Stadtchronik niedergeschlagen hat. Auch sind die falschen Friedriche Gegenstand nur sehr weniger Darstellungen gewesen. Als herausragendes Werk muss man Victor Meyers 1868 erschienene Arbeit "Tile Kolup" nennen, die sich allerdings auf einen der berühmtesten Pseudo-Friedriche konzentriert. 2 Der Autor, ein Wetzlarer Gymnasiallehrer, glänzt nicht nur durch Genauigkeit und hohes wissenschaftliches Niveau; noch dazu gelang es Meyer, sein Sujet mit einer Frische zu schildern, die man bei professionellen Historikern leider nur selten antrifft. Mehr Gewicht auf die Kaisersage legte Julius Heidemann in seiner Arbeit "Die deutsche Kaiseridee 1 "ego sum rex Fridericus!" Gesta Trevirorum, zit. n. Meyer, Victor Tile Kolup (der falsche Friedrich) und die Wiederkunft eines ächten Friedrich, Kaisers der Deutschen: [...]
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