Der Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) war einer der bekanntesten Vertreter der Sturm-und-Drang-Epoche. Mit seinen tragischen Komödien („Der Hofmeister“ oder „Die Soldaten“), seinen Aufsätzen und Essays übte er Gesellschaftskritik und achtete auf die praktische Wirkung der
Literatur.
Sein ebenfalls tragisches Leben hat bis heute schon zahlreiche Biografen auf den Plan gerufen. Die…mehrDer Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) war einer der bekanntesten Vertreter der Sturm-und-Drang-Epoche. Mit seinen tragischen Komödien („Der Hofmeister“ oder „Die Soldaten“), seinen Aufsätzen und Essays übte er Gesellschaftskritik und achtete auf die praktische Wirkung der Literatur.
Sein ebenfalls tragisches Leben hat bis heute schon zahlreiche Biografen auf den Plan gerufen. Die Lenz-Biografie „Vögel, die verkünden Land“ von Sigrid Damm erschien bereits 1985 im Aufbau-Verlag und seit 1989 im Insel-Verlag, wo nun eine neue Taschenbuch-Ausgabe vorliegt. Das Buch war damals die erste Biografie, die von den Quellen her Leben und Wirken des Dichters beleuchtete. Aber auch nach dreißig Jahren hat diese Biografie nichts von ihrer Faszination eingebüßt.
Die Biografie ist keine literaturhistorische Darstellung (daher ohne bibliografischen Anhang), vielmehr ist Sigrid Damm eine romanhafte Darstellung gelungen, die dem Leser vor allem den Menschen Lenz näherbringt. Als Sohn eines streng pietistischen Pfarrers stark von den Ansichten und Überzeugungen des Vaters geprägt, studierte er Theologie in Königsberg. Später lernte er Goethe kennen, den er hoch verehrte. 1776 kam es in Weimar jedoch zum Bruch. Ein Jahr später erlitt Lenz einen psychischen Anfall, von dem er sich nie richtig erholte. Seine letzten Jahre verbrachte er im Baltikum und Petersburg, wo er aber auch keine dauerhafte Anstellung fand. In Moskau wurde er schließlich Hauslehrer, starb dort aber bereits einundvierzigjährig.
Sigrid Damm gelingt es wunderbar, die einzelnen Lebensstationen in anschaulichen Beschreibungen (z.B. Landschafts- oder Alltagsbeobachtungen) bildhaft und glaubwürdig zu machen. Ihre jahrelange trockene Archivarbeit, die sie am Ende in einer Nachbemerkung erwähnt, wird so zu einer lebendigen Darstellung, wobei Vater und Goethe als wichtigste Bezugspersonen im Leben des Dichters herausgearbeitet werden. Ein umfassendes Porträt, das man - auch wegen des ruhigen und plastischen Erzählstils - immer noch mit Gewinn liest.