Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Politik - Region: Afrika, Note: 1,0, Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Abschuss der Flugmaschine im April 1994, in welcher sich der ruandische Präsident Habyarimana befand, setzte den Beginn für einen 100 Tage andauernden Völkermord, in dessen Verlauf etwa 800.000 Tutsi in systematischer Weise von Hutu ermordet wurden. Vor dem Hintergrund der Art und Intensität der Gewalt wird in der Arbeit die Frage aufgeworfen, inwiefern die situative Dynamik jener Gewalt als Erklärungsfaktor für das exzessive Handeln der Hutu betrachtet werden kann. Zunächst wird im Folgenden die „Theorie der Konfrontationsspannung“ nach Collins als Grundlage der Untersuchung jener situativen Gewaltdynamik dargestellt, nach welcher die Gewalt einen mikrosoziologischen Moment der Anspannung und physiologischen Erregung passieren muss, damit Akteure in den Tunnel der Gewalt eintreten können. Methodisch ergänzt wird der theoretische Rahmen durch die qualitative Inhaltsanalyse, die in ihren Grundzügen dargestellt und nach einer Skizzierung des Völkermordes, welcher von den Vereinten Nationen definiert wird, über „Handlungen, die in der Absicht begangen werden, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“ (Art. II der UN-Völkermordkonvention), an von Hatzfeld durchgeführten Interviews der Täter und Opfer Anwendung finden wird. Die dabei deduktiv abgeleiteten und an den Textkorpus angelegten Kategorien Besessenheit, Autopilot und Gruppenzwang sollen im Ergebnis die Grundlage zur Beurteilung bilden, inwiefern die situative Dynamik der Gewalt als Erklärungsfaktor für die Gräueltaten des Völkermordes betrachtet werden kann.